Größer kann die Peinlichkeit eigentlich nicht sein. Vergangenes Jahr tönte Mexikos Präsident Enrique Peña Nieto, die Festnahme des Drogenbarons Joaquín "El Chapo" Guzmán sei der größte Erfolg seiner Amtszeit. Sollte diesem die Flucht gelingen, wäre das "absolut unverzeihlich".
Nun ist El Chapo weg, entkommen aus einem Hochsicherheitsgefängnis. Zum zweiten Mal nach dem Verschwinden von 43 Studenten hat sich der mexikanische Staat als völlig unfähig erwiesen, dem organisierten Verbrechen Schranken zu setzen.
Ausbruch von mexikanischem Drogenboss:So gelang "El Chapo" die Flucht
Ein 1,5 Kilometer langer Tunnel mit ausgefeiltem Belüftungssystem - und einem Motorrad auf Schienen: Mexiko staunt über den perfekt geplanten Gefängnisausbruch des Kartellchefs "El Chapo".
Nun erwartet niemand, dass ein Präsident einen Gefangenen persönlich bewacht. Doch die Zahl an Helfern, die Guzmán gehabt haben muss, wirft ein Schlaglicht darauf, wie stark Mexikos Polizei, Politik und Justiz vom Verbrechen unterwandert sind.
Kontakte zu Kartellen
Vor allem Peña Nietos Partei, die PRI, steht in Verdacht, in vielen Gegenden enge Kontakte zu Kartellen zu unterhalten. Man muss leider konstatieren: Seit Peña Nietos Amtsantritt ist die Lage schlimmer geworden in Mexiko.
Dabei gäbe es ein probates Gegenmittel. Das Drogenland Kolumbien hat großen Erfolg damit gehabt, Kartellchefs an die USA auszuliefern, wo sie keine Helfershelfer haben, die ihnen Tunnel graben. Das organisierte Verbrechen wurde dadurch geschwächt. Dagegen stand bislang der mexikanische Nationalstolz.
Doch der hat jetzt einen vielleicht auch heilsamen Dämpfer abbekommen.