SZ-Kolumne "Bester Dinge":Die Kunst des Fluchens

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(Foto: David Pereiras/David Pereiras)

Wissenschaftler haben ein erstaunliches Muster bei Schimpfwörtern in unterschiedlichen Sprachen entdeckt.

Von Mareen Linnartz

Leider kann man hier ausnahmsweise mal nicht aufschreiben, was einem gerade an Wörtern in den Sinn kommt. Sie wären nämlich alle unflätig, obszön, vulgär, also vollkommen unangemessen für eine seriöse Zeitung. Dabei fallen einem die schönsten Kraftworte ein, seitdem man von der Studie gelesen hat, die Shiri Lev-Ari und Ryan McKay kürzlich im "Psychonomic Bulletin & Review" vorstellten. Sie trägt den klangvollen Titel "The sound of swearing: Are there universal patterns in profanity?", fragt also grob übersetzt, ob es weltweit ein Muster gibt, wenn Menschen in ihren jeweiligen Sprachen fluchen, schimpfen, Dampf ablassen.

Man fragt sich natürlich, ob es dafür eine wissenschaftliche Untersuchung braucht? Der laienhafte Eindruck bei Reisen in diverse Länder: Wer flucht, ist meist recht laut, verwendet kurze, knackige Worte, die, wenn man sie dann doch mal versteht, erstaunlich oft Synonyme für Fäkalien sind oder gesellschaftliche Tabus berühren. Zum Glück aber gibt es die Wissenschaft! Denn in diesem Fall kommt sie zu einem überraschenden Ergebnis. Die beiden britischen Forschenden, die sich für ihre Studie auch in die Niederungen ungarischer, koreanischer und russischer Fluchkunst begaben, haben herausgefunden, dass die große Gemeinsamkeit vieler unterschiedlicher Sprachen die Abwesenheit bestimmter, eher weicher Konsonanten ist, nämlich von l, r, w und y.

Wenn man darüber nachdenkt, ergibt das Sinn. Mit Wörtern, die wegen lauter ls und ws im Mund rumwabbeln, kann sich ja niemand eine emotionale Entlastung verschaffen. Wobei: Franzosen können das offenbar schon. Für deren Landessprache, noch so ein Ergebnis der Studie, trifft die Regel nicht zu. Merde.

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