München wäre gern Florenz, weshalb sich die Stadt bereits Anfang des 19. Jahrhunderts eine Kopie der Florentiner Loggia dei Lanzi auf ihren Odeonsplatz stellte, freilich mit dem viel schöneren Namen „Feldherrnhalle“. Heute ist die Feldherrnhalle weltbekannt, das hat auch historische Gründe. Mindestens einmal im Jahr spielt hier ein Orchester irgendwelche Hollywood-Filmmusik und jemand moderiert dazu, meistens im Regen. Aber die Bilder, die das Bayerische Fernsehen davon macht, die gehen um die ganze Welt!
Zuletzt war der Anblick der Feldherrnhalle sogar viel schöner als irgendwelche Stadt-Postings aus Florenz, wo seit bald 20 Jahren ein grausiger Kran gleich hinter der Loggia dei Lanzi in den Himmel ragt. Das 60 Meter hohe „Stahlmonster“ oder die „eiserne Giraffe“, wie die Italiener den Kran nennen, hat längst einen eigenen Instagram-Account. Ist natürlich ironisch gemeint, denn alle fühlen sich von dem hässlichen Ding, das irgendwann mal für den Umbau der Uffizien oder so errichtet wurde, total genervt. Wenn der Kran jetzt kommende Woche endlich, endlich abgebaut wird, so soll es eine Party geben und aus Rom reist sogar der Kulturminister an. Mit ihm werden die Florentiner dann die Idee feiern, den gelben Schrotthaufen durch einen deutlich weniger auffälligen Lastenaufzug zu ersetzen.
Dumm nur für die 3700 Insta-Follower. Denn die fanden es zuletzt ganz lustig, das Monster hinter der Loggia immer wieder aus neuen, noch grauenvolleren Perspektiven zu fotografieren. Doch es gibt einen Ausweg! Künftig könnten sie vielleicht Fotos von der Münchner Feldherrnhalle posten, denn die ist gerade – wie fast die gesamte bayerische Hauptstadt zwischen Hauptbahnhof und Gasteig – ziemlich eingerüstet, wahrscheinlich noch 20 Jahre lang. München und Florenz haben so viel gemeinsam.
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