Süddeutsche Zeitung

SZ-Kolumne "Bester Dinge":Rosa Regenbogen-Familie

Ein britisches Flamingopaar lässt sein Ei im Stich. Wie gut, dass es in dem Zoo erfahrene Ersatzväter gibt.

Von Violetta Simon

Das muss man sich mal vorstellen. Hauen die einfach ab und lassen ihren unausgebrüteten Nachwuchs im Nest zurück. Rabeneltern!, möchte man sagen, dabei sind die beiden flüchtigen Vögel astreine Flamingos. Womöglich war das Paar zu jung für so viel Verantwortung. Vielleicht war dieses Ei das Ergebnis eines One-Night-Stands, wer weiß das schon.

Da lag es nun, ein einsames Flamingo-Ei im Whipsnade Zoo, dem größten Tierpark Großbritanniens. Zum Glück entdeckten es die Tierpfleger rechtzeitig und legten es vorübergehend in den Brutkasten. Bald darauf schoben sie es einem kinderlosen Paar unter: Hudson und Blaze, zwei schwule Flamingos, die schon mehrere Findelkinder großgezogen haben. Dem Leiter des Vogelschutzteams zufolge besitzen die beiden die größte Kompetenz als Adoptiveltern: "Nachdem das Küken geschlüpft war, blieben sie zwei Wochen lang bei ihm, hielten es warm und beschützten es vor anderen Flamingos, die sich oft streiten und um Nistplätze drängeln", erzählt Tim Savage.

Selbst das Stillen des flauschigen grauen Mini-Flamingos übernehmen die beiden Herren: Die nahrhafte, leuchtend rote "Kropfmilch" wird bei dieser Vogelart sowohl von Weibchen als auch von Männchen produziert, im Verdauungstrakt. "Oft kann man die neuen Eltern in einer Gruppe erkennen, weil sie so viel von ihrem eigenen Pigment an ihre Küken abgeben, dass sie fast weiß werden", erklärt der Vogelexperte.

Kein Wunder also, dass Hudson und Blaze derzeit etwas blass um die Nase sind - ganz normale Eltern eben.

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