Orden vor der Pleite
Der Franziskaner-Orden steht nach eigenen Angaben wegen dubioser Finanzgeschäfte vor der Pleite. Der Orden "hat schwere, ich unterstreiche schwere finanzielle Probleme mit einem beträchtlichen Betrag an Schulden", schrieb Generalminister Michael Anthony Perry in einem offenen Brief an seine katholischen Ordensbrüder. Hausinterne Ermittlungen hätten ergeben, dass möglicherweise "zweifelhafte Finanzoperationen" ohne das Wissen der Führung des Ordens gemacht worden seien, die die "finanzielle Stabilität" in Gefahr gebracht hätten. Staatliche Ermittlungsbehörden seien eingeschaltet worden.
Angeblich dubiose Geschäfte
Nach Angaben der italienischen Zeitung Corriere della Sera geht es unter anderem um millionenschwere Investitionen in das Hotel "Il Cantico" im Zentrum von Rom mit Blick auf den Petersdom. Dabei sei Geld versenkt worden.
Weiteren Medienberichten zufolge seien in der Schweiz Konten beschlagnahmt worden. Über diese Konten soll auch Geld in Gesellschaften investiert worden sein, gegen die wegen Drogen- und Waffenhandels ermittelt wird, wie das italienische Magazin Panorama ohne Angaben von Quellen schrieb. Von den Schweizer Behörden gab es dazu zunächst keine Stellungnahme. Auch der Orden wollte sich nach Bekanntwerden von Perrys Schreiben, das am Mittwoch veröffentlicht worden war, nicht weiter äußern.
Ordensferne sollen Verantwortung tragen
"Ordensferne" Personen hätten bei dem Skandal eine Rolle gespielt, schrieb Perry darin. Er rief die Brüder des Bettelordens weltweit dazu auf, einen "finanziellen Beitrag zu machen, um die Situation zu verbessern". Zudem sollte die Finanzaufsicht und Transparenz innerhalb des Ordens gestärkt werden.
Papst Franziskus hat sich nach Franz von Assisi benannt, der den Franziskanerorden im Mittelalter gegründet hatte. Die Franziskaner leben nach dem Gelübde der Armut. Heute ist der Orden nach eigenen Angaben mit 14 000 Mitgliedern die zweitgrößte Bruderschaft der Welt und in etlichen Ländern aktiv, darunter Deutschland.
Nach Skandalen bei der Vatikanbank kämpft der Papst seit seinem Amtsantritt vor knapp zwei Jahren für mehr Transparenz bei Finanzgeschäften der katholischen Kirche.