Süddeutsche Zeitung

Finanzierung der Terroranschläge in Norwegen:Half Breiviks Familie bei der Geldwäsche?

Über das Internet verkaufte Anders Behring Breivik gefälschte Universitätsdiplome und verdiente damit Hunderttausende Euro. Das kleine Vermögen soll die Mutter des norwegischen Rechtsextremisten für ihn versteckt haben. Ob sie wusste, woher das Geld kam und wofür ihr Sohn es brauchte? Das könnte der in wenigen Tagen beginnende Strafprozess ans Licht bringen.

Gunnar Herrmann

Der norwegische Rechtsextremist Anders Behring Breivik hat von seiner Mutter offenbar Hilfe bei der Geldwäsche bekommen. Der Zeitung VG zufolge zahlte sie im Auftrag ihres Sohnes umgerechnet gut 50.000 Euro auf ein eigenes Konto ein, um die Einnahmen vor den Finanzbehörden zu verstecken. Breivik hatte das Geld mit dem Verkauf von gefälschten Urkunden im Internet verdient. Der Mutter soll er gesagt haben, alle Transaktionen seien legal.

Die Frage, wo Breivik die Mittel für die Vorbereitung seiner Terroranschläge hernahm, beschäftigt sie Polizei schon seit Monaten. VG zitiert nun aus einem internen Bericht der Ermittler, der sich mit den wirtschaftlichen Hintergründen der Tat befasst. Demnach sparte der geständige Massenmörder in den Jahren 2003 bis 2006 insgesamt 3,6 Millionen Kronen (470.000 Euro) auf Konten im Ausland an.

Bereits seit längerem ist bekannt, dass Breivik in dieser Zeit gefälschte Universitätsdiplome über das Internet verkaufte, vor allem in die USA. Sein Verteidiger Geir Lippestad bezeichnete das im November als "Grauzonenhandel" - weil die Dokumente als Fälschungen zu erkennen gewesen seien. Jedenfalls liefen diese Geschäfte offenbar besser, als bisher angenommen.

Breivik will seine Mutter aus Prozess heraushalten

Ob Breiviks Mutter sich strafbar machte, als sie dabei half, die zweifelhaften Einnahmen zu verschleiern, ist VG zufolge noch unklar. Breivik soll sie im Verhör in Schutz genommen haben. Die Polizei wollte den Zeitungsbericht am Sonntag nicht kommentieren.

Die Anklage würde Breiviks Mutter gerne im Strafprozess vernehmen, der am 16. April beginnt. Die Verteidigung erklärte dagegen kürzlich, Breivik wolle seine Mutter nach Möglichkeit aus der Sache heraushalten und verzichte darauf, sie als Entlastungszeugin vor Gericht zu rufen.

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SZ vom 02.04.2012/jobr
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