Fidschi-Inseln:Rekord-Zyklon

Bei Windgeschwindigkeiten von bis zu 325 Stundenkilometern sterben auf den Fidschis mehrere Menschen. Es wird eine Ausgangssperre verhängt.

Von Urs Wälterlin, Sydney

Der Wirbelsturm "Winston" kam mit einer Geschwindigkeit, die noch nie zuvor im Südpazifik gemessen worden war: bis zu 325 Stundenkilometer schnell waren die Winde, die über das Inselarchipel hereinbrachen, bis zu zwölf Meter hoch die Wellen, die auf weltbekannte Strände donnerten. Der Zyklon riss eine Schneise durch den Inselstaat, der auch für viele europäische Urlauber als Inbegriff eines tropischen Paradieses gilt. Obwohl die Regierung von Premierminister Frank Bainimarama die Bevölkerung schon vor Tagen gewarnt hatte, genügten die Vorbereitungen vielerorts nicht. Mit Brettern notverkleidete Läden wurden zerstört, die Innenstadt von Nadi überflutet, mindestens sechs Menschen starben. Der internationale Flughafen auf der Insel Viti Levu blieb am Sonntag geschlossen.

Viele Menschen hatten sich in Notunterkünften in Sicherheit gebracht. Touristen waren zum Teil angewiesen worden, in den Speisesälen ihrer Hotels zu übernachten. Ob sich unter den Verletzten oder Toten auch Ausländer befinden, stand zunächst nicht fest. Die gravierendsten Schäden richtete der Zyklon der höchsten Kategorie 5 offenbar auf kleineren Inseln an. Laut dem Direktor für Katastrophenschutz, Akapusi Tuifagaele, seien im Dorf Kade auf der Insel Koro sämtliche Häuser zerstört worden. Selbst die Kirche und die Schule wurden dem Erdboden gleichgemacht. An den meisten Orten war schon kurz nach Beginn des Zyklons die Stromversorgung ausgefallen. Auch die Telefon- und Mobiltelefonverbindungen wurden unterbrochen. Soziale Medien schienen allerdings vielerorts zu funktionieren: Fidschianische Staatsbürger in Australien meldeten, sie hätten über Facebook und Twitter mit ihren Verwandten in den betroffenen Gebieten kommunizieren können. Im Gegensatz zu größeren Städten dürften viele kleinere Siedlungen und Dörfer bald wieder Strom haben: sie benutzen oftmals Dieselgeneratoren.

Premierminister Voreqe Bainimarama hatte noch in der Nacht auf Sonntag den Ausnahmezustand ausgerufen. Die Regierung verhängte eine Ausgangssperre. Damit erhalten Polizei und Sicherheitsbehörden weitreichende Rechte, etwa, um die Bevölkerung vor Plünderern zu schützen. Den Armeeangehörigen wurde der Urlaub gestrichen. "Unsere erste Priorität ist, dass die Menschen sicher sind und die kurzfristige Hilfe erhalten, die sie benötigen", sagte auch Susan Slattery, Mitarbeiterin des australischen Roten Kreuzes in Suva. Die Erfahrung anderer von Zyklonen betroffenen Länder im Pazifik zeigt, dass aus Hygienegründen die Wiederherstellung der Wasserversorgung höchste Priorität haben muss. Verletzungen infizieren sich besonders rasch in tropisch-feuchter Hitze. Die 332 Inseln Fidschis liegen nördlich von Neuseeland. Der Großteil der 90 000 Personen zählenden Bevölkerung lebt auf einer der beiden Hauptinseln Viti Levu und Vanua Levu.

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