Kalifornien:Erste Erfolge im Kampf gegen das Feuer in Los Angeles

Lesezeit: 3 Min.

Feuerwehrleute im Stadtteil West Hills von Los Angeles. (Foto: Ethan Swope/AP)

Der starke Wind hat nachgelassen, die Feuerwehr versucht das für sich zu nutzen. Wegen Plünderern verhängen die Behörden Ausgangssperren. Mindestens zehn Menschen sind bislang ums Leben gekommen.

Hoffnungsschimmer in Los Angeles: Die Feuerwehr erzielt erste Erfolge im Kampf gegen die schwersten Waldbrände in der Geschichte der US-Westküstenmetropole. Den Rettungskräften kam am Freitag eine Pause bei den heftigen Winden zugute, die die Feuer angefacht hatten.

Die Windverhältnisse im Gebiet von Los Angeles werden sich nach Angaben des Nationalen Wetterdienstes von Freitag bis zum Wochenende verbessern. „Es ist nicht mehr so böig, was den Feuerwehrleuten hoffentlich helfen wird“, sagte Meteorologin Allison Santorelli vom Nationalen Wetterdienst der USA. Die Bedingungen mit niedriger Luftfeuchtigkeit und trockener Vegetation seien aber immer noch kritisch.

Die Abschwächung dürfte den Feuerwehrleuten am Boden zunächst entscheidende Unterstützung aus der Luft bringen, da die Flugzeuge Wasser und Löschmittel auf die brennenden Hügel abwerfen können. Der US-Katastrophenschutz warnt jedoch, dass die Gefahr keineswegs gebannt ist. „Die Situation ist weiterhin sehr gefährlich“, sagte die Chefin der Behörde, Deanne Criswell. Zwar hätten die Winde aktuell nachgelassen, doch in den kommenden Tagen sei mit einer erneuten Zunahme zu rechnen.

Derweil bereiten sich 500 in Kalifornien stationierte US-Soldaten auf einen möglichen Einsatz in den Waldbrandgebieten vor. Sie stünden bereit, auf Anforderung der kalifornischen Behörden zu unterstützen, etwa beim Räumen von Straßen oder bei Such- und Rettungseinsätzen, sagte eine Pentagon-Sprecherin. Zudem könnten zehn Helikopter angefordert werden, die bei der Brandbekämpfung helfen können.

Drei große Brände, mindestens zehn Tote

Am Freitagvormittag gab es in Los Angeles noch drei größere Brände. Insgesamt haben fünf Brandherde im Bezirk Los Angeles auf einer Fläche von rund 13 750 Hektar - so groß wie etwa 19 000 Fußballfelder - gewütet. Bislang wurden fast 10 000 Gebäude zerstört, 180 000 Personen mussten die gefährdeten Gebiete verlassen. Inzwischen sind mindestens zehn Menschen bei den Bränden ums Leben gekommen. Es sehe aus, als ob „eine Atombombe in diesen Gebieten abgeworfen wurde“, sagte der Sheriff des Bezirks Los Angeles, Robert Luna.

Ausgangssperre wegen Plünderern verhängt

In einigen Brandgebieten haben die Behörden für die Abend- und Nachtstunden eine Ausgangssperre verhängt, um gegen Plünderer vorzugehen. Die Ausgangssperren gälten für zwei Gebiete, in denen die Bewohner wegen der Feuer ihre Häuser verlassen mussten. „Sie dürfen sich nicht in diesen betroffenen Gebieten aufhalten. Wenn Sie es doch tun, werden Sie verhaftet“, sagte Sheriff Luna. „Wir tun das, um die Strukturen, die Häuser, die Menschen auf unsere Anordnung hin verlassen haben, zu schützen.“

Mindestens 20 Verdächtige seien bisher im Zusammenhang mit Plünderungen festgenommen worden, sagte Kathryn Barger vom Verwaltungsbezirk Los Angeles. Barger nannte die Plünderer „Opportunisten“. „Ich werde nicht tatenlos zusehen und zulassen, dass eine bereits traumatische Erfahrung noch schlimmer wird.“

Nach Angaben der Feuerwehrchefin der Stadt Los Angeles, Kristin Crowley, verbrannten allein im Viertel Pacific Palisades seit Dienstag mehr als 5300 Häuser. Beim sogenannten Eaton Fire nahe Pasadena wurden hingegen bislang etwa 4000 bis 5000 Gebäude zerstört oder beschädigt, darunter Ein- und Mehrfamilienhäuser und Gewerbeobjekte, wie Anthony Marrone, Feuerwehrchef im Los Angeles County, bestätigte.

Die Schäden sind gewaltig – und Behörden erwarten steigende Opferzahlen

Die Zahl der Toten könnte weiter steigen. Sheriff Luna hatte gezögert, konkrete Angaben zu machen. Angesichts der Verwüstung erwarte er keine guten Nachrichten in Bezug auf die Opferzahlen. Auch die materiellen Schäden sind enorm: Laut einer vorläufigen Schätzung des privaten US-Wetterdienstes AccuWeather könnten der Gesamtschaden und die wirtschaftlichen Verluste bei 135 bis 150 Milliarden Dollar (131 bis 146 Milliarden Euro) liegen. Es handele sich um eine der kostspieligsten Waldbrandkatastrophen in der modernen Geschichte der USA, sagte Chefmeteorologe Jonathan Porter.

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US-Präsident Joe Biden sagte, dass bislang bereits 360 000 Menschen aus den am stärksten betroffenen Gebieten in Sicherheit gebracht worden seien. Biden bezeichnete die Feuer als die schlimmsten in der Geschichte Kaliforniens.

Bürgermeisterin wehrt sich gegen Kritik

Das Katastrophenmanagement der Stadt Los Angeles steht in der Kritik. Anwohner der betroffenen Gebiete berichteten einem Reporter zufolge etwa von nicht funktionierenden Hydranten, fehlendem Löschwasser und nicht anwesenden Rettungskräften. Karen Bass, die Bürgermeisterin der Stadt, teilte dazu mit: Extreme Wetterbedingungen, vor allem starke Winde, hätten die Lage verschärft und den Einsatz von Löschflugzeugen behindert. „Wir wissen auch, dass Feuerhydranten nicht für derartige massive Zerstörungen ausgelegt sind.“Auf Kritik an Budgetkürzungen für die Feuerwehr erklärte Bass, dass diese keine Auswirkungen auf die aktuelle Krise gehabt hätten.

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