Fettklumpen im Abwassersystem:Londoner "fatberg" wird recycelt

Da bekommt das Wort Fettabsaugung eine ganz neue Bedeutung: Der 15 Tonnen schwere Fettklumpen aus dem Abwassersystem in London ist weg, in mühevoller Kleinarbeit in transportable Klumpen zerhackt und aus dem Gully gesaugt. Eher unappetitlich ist allerdings, was aus dem liebevoll "fatberg" genannten Konglomerat werden soll.

Eine gelblich-weiße Kraterlandschaft, gespickt mit einigen fettglänzenden Stalaktiten, die von der Decke hängen: Die Kanalarbeiter des Wasserversorgungsunternehmens Thames Water sind sicher an einiges gewöhnt in der Londoner Unterwelt. Aber der 15 Tonnen schwere Fettklumpen, der im Stadtteil Kingston die Kanalisation verstopfte, muss auch für sie bei ihrer Kontrollfahrt durch das Abwassersystem ein beeindruckender Anblick gewesen sein.

Man habe zwar immer wieder auch größere Fettansammlungen aus der Kanalisation zu entfernen, aber einen einzelnen Klumpen dieser Größe habe man noch nie gesehen, heißt es beinahe erfürchtig in einer Mitteilung des Unternehmens. Vermutlich sei es der größte Berg in der britischen Geschichte, so die Einschätzung eines Sprechers.

Jetzt aber ist das unterirdische Etwas, das die Londoner mittlerweile liebevoll "fatberg" nennen, weg: in mühevoller Kleinarbeit in transportable Klumpen zerhackt und aus dem Gully gesaugt. Das Wort Fettabsaugung bekommt hier eine ganz neue und sehr viel ursprünglichere Bedeutung. Tag und Nacht waren die Arbeiter im Einsatz und trotzdem waren sie drei Wochen lang beschäftigt. Die Reparaturen an den von dem Klumpen beschädigten Abwasserohren werden noch weitere sechs Wochen andauern.

Fatberg wird recycelt

Fettklumpen im Abwassersystem

Abgesaugt und entsorgt: der Fettklumpen aus der Londoner Kanalisation

(Foto: dpa)

Der Klumpen von der Größe eines Doppeldeckerbusses, ein unappetitliches Konglomerat aus Essensresten, Papier und Fett, hatte sich an den Wänden des Abwassersystems angesiedelt - weil die Anwohner wohl allzu gerne Öl und Speisereste über die Toilette entsorgt haben.

Aufgespürt wurde er erst, als sich die Kingstoner beschwert hatten, weil ihre Toiletten nicht mehr funktionierten. Offenbar gerade noch rechtzeitig, denn vom drohenden Gestank ganz abgesehen, hätte ein verstopfter Kanal auch ungeklärte Abwässer an der Oberfläche austreten lassen können. Mit einer übelriechenden und hochgradig keimbelasteten Brühe überschwemmte Straßen und Häuser wären die Folge gewesen.

Ähnlich unappetitlich für die Londoner dürften aber auch die Zukunftsaussichten des fatberg sein. Denn das Abfallunternehmen, das den Brocken übernommen hat, will ihn nun recyceln und einer sinnvollen, wenn auch auf den ersten Blick etwas paradox erscheinenden Nutzung zuführen. Wenn aus der Masse das Wasser herausgezogen worden ist, sollen die Fette zu Biodiesel, Treibstoff und, ja, auch Seife weiterverarbeitet werden.

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