Festnahme von Drogenboss:Ermittler hoffen auf Erkenntnisse durch "El Chapo"

Sinaloa-Drogenboss "El Chapo" soll in Mexiko vor Gericht kommen

Joaquín 'El Chapo' Guzmán bei seiner Verhaftung in Mexiko.

(Foto: Bloomberg)

13 Jahre nach seiner Flucht in einem Wäschewagen sitzt der mexikanische Drogenboss Joaquín "El Chapo" Guzmán wieder im Hochsicherheitsgefängnis. Sein Wissen ist für die Ermittler enorm wertvoll - doch sie sind nicht bereit, dafür jeden Preis zu bezahlen.

Bis vor Kurzem war er der meistgesuchte Drogenhändler der Welt. Jetzt ist Joaquín "El Chapo" Guzmán Loera in Haft und noch immer reißen sich die Behörden um ihn. Bevor der Mexikaner womöglich an die Vereinigten Staaten ausgeliefert wird, soll dem 56-Jährigen auf jeden Fall in seiner Heimat der Prozess gemacht werden.

Wie ein Bundesgericht entschied, soll der Boss des berüchtigten Sinaloa-Kartells unter anderem wegen organisierten Verbrechens und Drogenhandels zur Verantwortung gezogen werden. Seine Anwälte können binnen drei Tagen Einspruch gegen diese Entscheidung einlegen.

Eine Kronzeugen-Regelung für Guzmán schloss Innenminister Miguel Angel Osorio Chong aus. Er widersprach Berichten, wonach die Generalstaatsanwaltschaft eine entsprechende Regelung für Guzmán anstrebe, um an Insider-Informationen über das Sinaloa-Kartell zu kommen. Die Justiz des Landes steht unter hohem Druck, genügend Beweise vorzulegen, um das Verfahren gegen den mächtigen Drogenboss zu bewältigen.

Druck kommt auch aus den USA, die einen Auslieferungsantrag erwägen. Guzmán werden auch dort diverse Drogendelikte zur Last gelegt. Mexikos Generalstaatsanwalt Jesús Murillo Karam sagte, er habe mit US-Justizminister Eric Holder deswegen telefoniert. Man werde die Frage erörtern, bis zu einer möglichen Auslieferung dürfte es aber dauern.

Als Nachfolger Guzmáns an der Spitze des berüchtigten Syndikats gilt dessen Vize Ismael "El Mayo" Zambada.

Generalstaatsanwalt Murillo Karam sagte dem Rundfunksender Formula, Guzmáns Festnahme sei der "Beginn eines viel härteren Vorgehens" gegen das Kartell. Zu Befürchtungen, dem Drogenboss könnte erneut die Flucht gelingen, sagte Osorio Chong, "El Chapo" befinde sich in einem Hochsicherheitsgefängnis nahe Mexiko-Stadt. Dort seien alle Maßnahmen ergriffen worden, "um eine weitere Flucht dieses Kriminellen zu verhindern".

Guzmán hatte 2001 die Behörden düpiert, als ihm, versteckt in einem Wäschewagen, ein spektakulärer Ausbruch aus dem Gefängnis gelang. Nach 13 Jahren auf der Flucht hatten mexikanische Marinesoldaten den Sinaloa-Chef am Samstag in der Stadt Mazatlán im Nordwesten des Landes festgenommen. An der Festnahme in einer Touristenanlage des Badeorts waren auch Fahnder der US-Antidrogenbehörde DEA beteiligt.

Um Zweifel an ihrem Erfolg zu zerstreuen und Verschwörungstheorien vorzubeugen, entschloss sich die Generalstaatsanwaltschaft zu einem seltenen Schritt: Sie legte während einer Pressekonferenz DNA-Beweise für Guzmáns Identität vor. Das Sinaloa-Kartell kontrolliert weite Teile des Drogengeschäfts in Mexiko. Mit konkurrierenden Banden liefert es sich einen blutigen Krieg um die Kontrolle des Rauschgifthandels in die USA. Dabei wurden seit Ende 2006 nach jüngsten Angaben mehr als 80 000 Menschen getötet.

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