Festnahme-Berichte:Kardelens Mörder ist weiter auf der Flucht

Verwirrung um den Tatverdächtigen im Mordfall Kardelen: Berichte, wonach Ali Kur in der Türkei gefasst wurde, hat die Polizei nicht bestätigt.

Der Fernsehsender n-tv und auch die türkische Tageszeitung Hürriyet haben ihre Meldung zurückgezogen, wonach der mutmaßliche Mörder der achtjährigen Kardelen aus Paderborn gefasst sei. Zunächst hieß es, er sei in der Osttürkei festgenommen worden. "Es sieht so aus, als sei das ein Fehler gewesen", sagte eine Sprecherin.

In Deutschland hatten weder Polizei noch Staatsanwaltschaft eine Festnahme bestätigt. "Wir haben keine Informationen, dass er gefasst wurde", sagte ein Polizeisprecher. Ali Kur soll Kardelen Mitte Januar missbraucht und getötet haben. Die Leiche des türkischstämmigen Mädchens war später am Möhnesee im Sauerland, 60 Kilometer von Paderborn entfernt, gefunden worden.

Zuvor wurde bekannt, dass Angehörige der ermordeten achtjährigen Kardelen aus Paderborn sich mit der Familie des mutmaßlichen Täters getroffen hatten. Die Begegnung war von der Polizei organisiert worden, sagte ein Polizeisprecher und bestätigte damit einen Bericht der Bild.

Dem Blatt zufolge soll der Hintergrund des Treffens die Befürchtung gewesen sein, der Verdächtige Ali Kur könne einem "Ehrenmord" zum Opfer fallen. "Leider können wir diese Möglichkeit nicht ausschließen", zitierte die Zeitung einen Staatsanwalt.

"Deshalb haben wir ein Gespräch zwischen den Familien des Opfers und des Täters vermittelt. Alle waren vernünftig, wollen die Tat nicht auf die Angehörigen übertragen." Die Mutter des ermordeten Mädchens erlitt dem Blatt zufolge bei dem Treffen einen Zusammenbruch.

Kurs Eltern, die in der osttürkischen Stadt Aydin leben, hatten sich zuvor erstmals gegenüber einer türkischen Nachrichtenagentur geäußert. Sie zeigten sich entsetzt über die Tat: "Wir wollen nicht glauben, dass unser Sohn etwas mit diesem Mord zu tun hat. Niemand wird uns mehr eines Blickes würdigen. Wenn er es getan hat, wird Allah ihn dafür bestrafen", sagte seine Mutter Zuhre Kur der Nachrichtenagentur Dogan.

Die Leiche der türkischstämmigen, achtjährigen Kardelen war am 15. Januar im Sauerland gefunden worden. Der 29 Jahre alte Ali Kur wohnte in Paderborn ein halbes Jahr lang im Nachbarhaus des Opfers. DNS-Spuren beweisen laut den Ermittlern, dass er das Kind in seiner Wohnung missbraucht und erstickt hat. Mittlerweile stehe fest, dass es sich bei der Wohnung auch um den Tatort handele. Kur war nach der Tat vom Flughafen Köln- Bonn aus ins westtürkische Izmir geflüchtet.

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