Das Musikfestival "Rock am Ring" wird nach einer Unterbrechung fortgesetzt. Das teilten Polizei, Veranstalter und der rheinland-pfälzische Innenminister Roger Lewentz (SPD) in einer gemeinsamen Pressekonferenz mit. Die Polizei hatte die Veranstalter am Freitagabend angewiesen, das Festival aufgrund einer " terroristischen Gefährdungslage" zu unterbrechen.
Am Abend war Veranstalter Marek Lieberberg sichtlich aufgewühlt auf die Hauptbühne getreten und hatte erklärt, das Konzertgelände müsse geräumt werden. Auch über Lautsprecherdurchsagen und in den sozialen Netzwerken informierte die Festivalleitung ihre Besucher darüber, dass sie das Veranstaltungsgelände in Richtung der Campingplätze verlassen sollten. Die ausgelassene Stimmung, die nach den Auftritten der Bands In Flames, Five Finger Death Punch und den Broilers geherrscht hatte, hielt sich auch während der Evakuierung: Immer wieder stimmten die Festivalbesucher Sprechchöre an oder sangen gemeinsam - unter anderem ein Lied der Band Geier Sturzflug: "Eins kann mir keiner nehmen, und das ist die pure Lust am Leben."
Erst weit nach Mitternacht hatten die letzten Festivalbesucher ihre Zelte und Wohnmobile erreicht. Die folgenden Stunden blieben ruhig: "Aus polizeilicher Sicht verlief die Nacht ohne besondere Vorkommnisse", sagte ein Sprecher der Polizei. Die Ermittler durchsuchten das Gelände auf dem Nürburgring, die umliegenden Straßen wurden abgesperrt.
Festival Rock am Ring:Erst abwarten, dann weiterfeiern
Nach der Unterbrechung des Festivals "Rock am Ring" wegen Terrorverdachts durften die Fans am Samstag wieder aufs Gelände. Es herrschte ausgelassene Stimmung.
Auf einer ersten Pressekonferenz vor Ort hatte Veranstalter Marek Lieberberg erklärt, der vorläufige Abbruch sei eine "Präventivmaßnahme" gewesen. Dass das Gelände geräumt werden musste, sah er dennoch kritisch. "Ich glaube, dass wir hier für das büßen müssen, was im Fall Amri oder anderen zu wenig getan wurde." Am Samstag bekräftigte er seine Aussagen: "Ich bin davon überzeugt, dass meine Bewertungen zu der Entscheidung beigetragen haben, das Festival fortzusetzen." Ihm sei mehrfach vorgeworfen worden, es sei ihm dabei vor allem ums Geld gegangen. "Nichts könnte falscher sein. Wir sind versichert. Auch gegen Terrorismus. Mir ging es bei dem, was ich gesagt habe, ausschließlich um die Fans und um das Festival." Lieberberg lobte auch die gute Stimmung der Besucher und die reibungslose Evakuierung: "Wir haben hier auch ein Zeichen für unsere Kultur gesetzt."
Drei Personen aus dem Umfeld der Helfer wurden vorläufig festgenommen
Die Polizei teilte mit, dass drei Personen vorläufig festgenommen wurden. Sie werden den Ermittlern zufolge der hessischen Salafistenszene zugerechnet. Inzwischen habe sich die Verdachtslage aber deutlich relativiert, die drei Personen seien am Samstagmorgen wieder freigelassen worden. Nach ersten Erkenntnissen hatte mindestens eine der Personen Zugang zu sicherheitsrelevanten Bereichen, und zwar über eine der auf dem Festivalgelände eingesetzten Firmen. Die Polizei hatte bei ihren Durchsuchungen auf dem Gelände keine verdächtigen Gegenstände gefunden. Es seien unter anderem die Bühnenbereiche und andere Flächen abgesucht worden, sagte ein Polizeisprecher.
Bundesinnenminister Thomas de Maizière (CDU) hat sich derweil hinter die Entscheidung des Landesinnenministers gestellt, das Musikfestival zu unterbrechen. "Für diese schwierige wie verantwortungsvolle Entscheidung hat er meine volle Unterstützung. So bitter es ist, die Sicherheit der Festivalbesucher muss an erster Stelle stehen."
1200 Polizisten während der Festivaltage eingeplant
Mehr als 87 000 Musikfans haben nach Angaben des Veranstalters Tickets für die dreitägige Musikveranstaltung gekauft. Insgesamt sollten bei "Rock am Ring" an diesem Wochenende 85 Bands auf vier verschiedenen Bühnen spielen, darunter die Toten Hosen am Samstag und System Of A Down am Sonntag.
Für den Freitagabend war Rammstein als Hauptakt angekündigt, dieses Konzert fiel nach der Evakuierung aus. Stattdessen versammelten sich die Musikfans auf den umliegenden Campingplätzen und versorgten sich zum Beispiel an der Tankstelle an der Nürburgring-Nordschleife noch mit Sandwiches und Getränken. Auch am Samstagvormittag herrschte eine entspannte Stimmung auf dem Gelände. Veranstalter Lieberberg sagte, es werde derzeit werde geprüft, ob einige der ausgefallenen Konzerte nachgeholt werden können. Die Band Rammstein teilte mittlerweile auf ihrer Facebookseite mit, es sei "aufgrund der Festivalabläufe nicht möglich, die Show heute nachzuholen". Ab dem frühen Nachmittag soll das Konzertgelände wieder für die Besucher geöffnet werden, dann soll das Musikprogramm wie geplant weitergehen.
Nach zwei Jahren an einem anderen Ort war das Festival in diesem Jahr zurück an die Rennstrecke Nürburgring in Rheinland-Pfalz gekehrt. Im vergangenen Jahr hatte es bei "Rock am Ring" auf dem Flugplatz in Mending einen Blitzeinschlag gegeben. Zahlreiche Besucher wurden verletzt.
Mit Blick auf den jüngsten Terroranschlag auf ein Konzert der Popsängerin Ariana Grande in Manchester, war die Veranstaltung unter erhöhten Sicherheitsvorkehrungen gestartet. Etwa 1200 Polizeibeamte sollten während der drei Tage auf dem Gelände präsent sein.
Auf dem parallel in Nürnberg stattfindenden Zwillingsfestival "Rock im Park" gingen die Konzerte am Freitagabend weiter. Es gebe dort "keine konkrete Gefährdungslage", sagte ein Sprecher des Veranstalters.