Diebstahl eines Ferraris: "Ich bin froh, dass der Dieb vorsichtig mit dem Wagen umgegangen ist"

Diebstahl eines Ferraris: Wieder da: der gestohlene Ferrari 288 GTO.

Wieder da: der gestohlene Ferrari 288 GTO.

(Foto: Dieter Staniek/AFP)

Ein Ferrari 288 GTO, der dem ehemaligen Formel-1-Piloten Eddie Irvine gehörte, wurde Oldtimer-Händler Bernhard Kerkloh während einer Probefahrt gestohlen. Was war da los? Ein Anruf in Düsseldorf.

Interview von Max Sprick

277 Exemplare wurden vom Ferrari 288 GTO Mitte der Achtziger gebaut. Einen davon verkauft Bernhard Kerkloh in seinem Düsseldorfer Oldtimer-Handel. Wollte verkaufen, hätte man beinahe schreiben müssen, denn vergangene Woche wurde Kerkloh der Wagen vorübergehend geklaut. Während einer Probefahrt.

SZ: Herr Kerkloh, wie fühlt man sich, wenn einem ein 2,3 Millionen Euro teurer Ferrari geklaut wird?

Bernhard Kerkloh: Probefahrten an sich sind bei uns schon sehr, sehr selten. Ich bin seit 30 Jahren im Geschäft und hatte noch nie die Situation, dass ich beklaut werde. Ich wünsche sie auch niemandem.

Diebstahl eines Ferraris: Bernhard Kerkloh ist seit frühester Jugend Oldtimer-Enthusiast. Als Inhaber und Geschäftsführer von Movendi in Düsseldorf sind heute die Autos von vorgestern sein Alltag. Oft auch noch hochpreisigere, als der Ferrari GTO.

Bernhard Kerkloh ist seit frühester Jugend Oldtimer-Enthusiast. Als Inhaber und Geschäftsführer von Movendi in Düsseldorf sind heute die Autos von vorgestern sein Alltag. Oft auch noch hochpreisigere, als der Ferrari GTO.

(Foto: privat)

Wie kam es zu der verhängnisvollen Probefahrt?

Wir hatten über drei Wochen hinweg Kontakt per Telefon und Mail zu dem vermeintlichen Interessenten. Er wirkte vertrauenswürdig und kaufinteressiert. Beim persönlichen Termin dann haben wir uns auf einen Preis geeinigt - nur deswegen durfte er überhaupt ans Steuer.

Weil er die Turbolader testen wollte.

Richtig. Und das geht eben erst ab einer gewissen Drehzahl, die wir auf unserem Firmengelände nicht erreichen. Also ist mein Mitarbeiter kurz mit ihm auf die A 46.

Und dann?

Hat der Dieb einen Schweißanfall vorgetäuscht und nach dem Abfahren von der Autobahn meinen Mitarbeiter gebeten, den Wagen zurückzufahren. Als der dann ausstieg, um auf den Fahrersitz zu wechseln, hat der Dieb Vollgas gegeben.

Hat der Mitarbeiter Ärger bekommen?

Nein, nein. Man fragt sich ja auch: Wie hätte ich reagiert? Wäre mir das auch passiert? Klar werden wir aus dieser Situation unsere Lehren ziehen. Wir wären ja dumm, wenn wir es nicht täten.

Zum Beispiel?

Darüber haben wir noch nicht gesprochen. Aber noch mal: Probefahrten sind im Oldtimer-Geschäft sehr selten. Von 100 Autos machen wir vielleicht zwölf Probefahrten und davon gehen vielleicht drei auf die Straße. Dieser Diebstahl war eine Verkettung wirklich unglücklicher Faktoren.

Die letztlich ohne Folgen blieben.

Gott sei Dank! Ich bin froh, dass der Dieb vorsichtig mit dem Wagen umgegangen ist und ihn extrem langsam in die eigentlich zu klein angemietete Garage gefahren hat.

Ihm wurde zum Verhängnis, dass er die Maße des Ferraris nicht kannte?

Ja. So hat er die Aufmerksamkeit der Nachbarn erregt, die die Polizei riefen. Nicht sonderlich clever. Wie übrigens die ganze Aktion.

So ein Auto fällt ja überall auf. Sie können es faktisch nicht verkaufen. Nicht mal seine Einzelteile, die sind alle registriert.

Was wollte der Mann dann damit?

Wir denken, dass er den Auftrag hatte, den Ferrari für jemand anderen zu klauen. Belohnen Sie den Hinweisgeber? Mir wäre es wirklich ein Bedürfnis, mich für diese Zivilcourage zu bedanken. Aber die Polizei hat mir mitgeteilt, dass der Zeuge anonym bleiben möchte. Er befürchtet, dass er mit den Dieben Ärger bekommen könnte. Das verstehe ich auch. Vielleicht kann ich mich irgendwann privat revanchieren, wenn der Fall abgeschlossen ist.

Noch ist der Dieb auf der Flucht und hat den Autoschlüssel.

Deswegen bewahren wir den Ferrari nun an einem geheimen Ort auf, bis wir die Schlüsselzylinder gewechselt haben.

Weltweit wurde über den Diebstahl berichtet. Wirkt sich das auf den Wert des Wagens aus?

Das mediale Interesse war gewaltig! Wahrscheinlich auch, weil der Ferrari mal Eddie Irvine gehört hat, dem ehemaligen Formel-1-Piloten. Von den USA bis nach Australien gab es Berichte. Ich kann noch nicht abschätzen, ob das förderlich oder hinderlich für den Verkauf ist. An seinem Wert hat sich aber eigentlich nichts geändert, der Ferrari blieb ja unversehrt. Noch haben wir keine neuen Anfragen bekommen.

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