Fernbusse:Zu wenig Schlaf

Fernbus gegen Bahn

Die Richtlinien sind klar, trotzdem werden sie nicht eingehalten.

(Foto: Arno Burgi/dpa)

Ein aktueller Bericht enthüllt: Fast jeder vierte Fernbusfahrer verstößt gegen die vorgeschriebenen Ruhezeiten. Dabei sind die Regeln klar.

Von Anna Dreher

Übermüdung ist bekanntermaßen ein großes Problem bei Lkw-Fahrern, immer noch. Länger fahren als erlaubt, auch mal mit Schlafmangel und nicht mehr ganz voller Aufmerksamkeit hinter dem Steuer sitzen, und das bei monotonen Strecken und zu unregelmäßigen Zeiten, oft mitten in der Nacht. Viel häufiger, als man sich das vorstelle, würden Lkw-Fahrer am Lenkrad einschlafen, hatte ein ADAC-Sprecher erst kürzlich gesagt. "Da wird länger gefahren, man will nach Hause, man will noch abladen, man hat einen Termin einzuhalten. Und wenn man dann noch übermüdet ist, ist das natürlich hochgefährlich."

Die Regeln sind klar. Höchstens neun Stunden darf pro Tag gefahren werden

Auch Fernbusfahrer sind oft lange unterwegs, und auch hier nehmen es einige mit den Ruhezeiten nicht ganz so genau. Das geht aus einem Sonderbericht des Bundesamtes für Güterverkehr (BAG) hervor, der im Januar veröffentlicht und durch eine Anfrage der Grünen-Bundestagsfraktion an die Bundesregierung nun bekannt wurde. Demnach sind von den im Jahr 2014 kontrollierten 278 Fernbussen knapp 15 Prozent beanstandet worden. Darunter sind insgesamt 60 Verstöße gegen Lenkzeiten (14), Ruhezeiten (28) sowie Unterbrechungen (18). Bei 245 Kontrollen von deutschen und ausländischen Bussen im ersten Halbjahr 2015 liegt die Quote bei 27 Prozent - bei deutschen Fernbussen allein sind es mehr als 28 Prozent. Von den 217 kontrollierten deutschen Fahrzeugen wurden 61 beanstandet. In dem Bericht heißt es, bei den Straßenkontrollen des Bundesamtes konnte "im Bereich der Fahrpersonalvorschriften ein deutlicher Anstieg der Beanstandungsquote festgestellt werden".

Die Vorschriften sind klar: Gemäß der geltenden EU-Richtlinie dürfen Fahrer im Güter- und Personenverkehr nicht länger als neun Stunden täglich am Lenkrad sitzen, dabei muss nach spätestens viereinhalb Stunden eine Pause von mindestens 45 Minuten eingelegt werden. Die tägliche Ruhezeit soll mindestens elf Stunden betragen, wöchentlich dürfen Bus und Lkw höchstens 56 Stunden gefahren werden. Wie die Kollegen aus dem Lastkraft-Gewerbe müssen Fernbusfahrer mittels eines personalisierten Fahrtenschreibers oder digitalen Kontrollgeräts ihre Stunden protokollieren. "Aber es gibt natürlich Möglichkeiten zu schummeln, und das wird auch gemacht - obwohl Manipulationsversuche Straftaten sind", sagt Horst Roitsch, Pressesprecher des Bundesamtes für Güterverkehr. "Manche Fahrer stecken nach der überschrittenen Zeit einfach die Karte des Kollegen in das Lesegerät, ohne sich der Folgen bewusst zu sein."

In dem Bericht des BAG steht auch, dass sich das Fernbusangebot in seinem dritten Jahr auf wenige große Betreibergesellschaften konzentriert, was am "ruinösen Preisniveau" liege. Im August 2015 gab es gegenüber 2014 dennoch etwa 35 Prozent mehr Linien und Fahrten, neben mehr Angeboten würden die Fernbuslinien verstärkt Nachtlinien einsetzen.

Warum auch bei Fernbusfahrern die vorgeschriebenen Pausen nicht eingehalten werden, hat für Matthias Gastel, Verkehrsexperte der Grünen im Bundestag, zwei Gründe: "Das ist die Konsequenz aus Fahrermangel und Kostendruck. Es ist bekannt, dass die Branche noch nicht im Gewinnbereich ist, aber kein Unternehmen will die Ticketpreise anheben, weil niemand Marktanteile verlieren will." Daraus resultiere ein Druck, die Kosten gering zu halten, um wettbewerbsfähig zu bleiben. "Die Kontrollen von Bund und Ländern müssen zwingend vereinheitlicht werden, bislang gibt es da keine gemeinsame Auswertung der Daten."

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