Nordrhein-Westfalen:Braucht es ein Melderegister für Fehlbildungen?

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Drei Babys mit Fehlbildungen an den Händen kamen innerhalb weniger Wochen im Sankt-Marien-Hospital in Gelsenkirchen zur Welt. (Foto: dpa)
  • Zwischen Mitte Juni und Anfang September waren in einem Krankenhaus in Gelsenkirchen in Nordrhein-Westfalen drei Kinder mit fehlgebildeten Händen geboren worden.
  • Das NRW-Gesundheitsministerium will jetzt alle Kliniken des Bundeslandes nach ähnlichen Fällen abfragen.
  • Außerdem solle geprüft werden, ob ein Melderegister eingeführt wird.

Nach einer ungewöhnlichen Häufung von Fehlbildungen bei Neugeborenen an einer Gelsenkirchener Klinik will sich Nordrhein-Westfalens Gesundheitsministerium einen genaueren Überblick verschaffen. Das Ministerium werde alle Kliniken in dem Bundesland abfragen, ob dort ähnliche Fehlbildungen aufgefallen seien, sagte eine Sprecherin der Düsseldorfer Behörde. Man nehme die Berichte über solche Fälle "sehr ernst".

"Darüber hinaus nehmen wir Kontakt mit den Ärztekammern, dem Bund und den anderen Bundesländern auf, um möglichen Ursachen mit aller Sorgfalt nachzugehen." Ob ein Melderegister der richtige Weg sei, gelte es gemeinsam zu prüfen, sagte die Sprecherin des Landesministeriums, das von CDU-Politiker Karl-Josef Laumann geführt wird.

Im Sankt-Marien-Hospital Buer in Gelsenkirchen waren zwischen Mitte Juni und Anfang September drei Kinder mit fehlgebildeten Händen geboren worden. Zuvor hatte es dort nach Angaben der Klinik jahrelang keinen einzigen Fall gegeben. Bei allen drei Kindern sei jeweils eine Hand betroffen. An dieser Hand seien Handteller und Finger nur rudimentär angelegt.

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In der Klinik wurden 2018 nach eigenen Angaben mehr als 800 Kinder geboren. Das Krankenhaus hat eine vertiefte Ursachenforschung angekündigt. Diese könne allerdings nur mit Einwilligung der Eltern stattfinden.

Unterdessen äußert sich das Bundesgesundheitsministerium von Jens Spahn (CDU) in Berlin zurückhaltend. Zu den konkreten Fällen lägen keine Erkenntnisse vor, sagte ein Ministeriumssprecher. "Wenn es eine auffällige Häufung von Fehlbildungen bei Neugeborenen geben sollte, muss das so schnell wie möglich geklärt werden." Das Ministerium begrüße, dass das betreffende Krankenhaus Kontakt zur Berliner Charité aufgenommen habe.

Der SPD-Gesundheitsexperte Karl Lauterbach rief Bundesgesundheitsminister Spahn in der Bild-Zeitung dazu auf, "dringend eine Studie in Auftrag zu geben, die systematisch die Daten der Kliniken und die Häufigkeit der Fälle erfasst". Das Bundesgesundheitsministerium teilte mit, Informationen zu Fehlbildungen beinhalteten insbesondere die Perinatalstatistik sowie die Krankenhausdiagnosestatistik.

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Der Begriff "perinatal" bedeutet im medizinischen Sprachgebrauch den Zeitraum kurz vor, während und kurz nach der Entbindung. Ein nationales Fehlbildungsregister existiert nicht.

Das Bundesministerium teilte mit, laut einer Bundesauswertung zur Perinatalstatistik des Instituts für Qualitätssicherung und Transparenz im Gesundheitswesen seien 2017 in Deutschland 6884 Kinder mit Fehlbildungen in Krankenhäusern geboren worden. Damit seien etwa 0,89 Prozent der Neugeborenen betroffen gewesen. Die Perinatalstatistik verzeichnet nach Angaben des Ministeriums die Zahl der mit Fehlbildungen geborenen Kinder, sie beinhaltet jedoch keine Informationen über die Art der Fehlbildung.

Die Datenlage ist schwierig. Zwar enthält die Krankenhausdiagnosestatistik des Statistischen Bundesamtes weitere Informationen. Diese Statistik beinhalte allerdings keine Informationen über die Zahl der behandelten Personen.

© SZ vom 16.09.2019 / dpa - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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