Fehde unter Amish in USA:FBI verhaftet mutmaßliche Bart-Räuber

Sie drangen nachts in die Häuser angeblich abtrünniger Glaubensbrüder ein und schnitten ihnen die wertvollen Bärte ab: Im Streit zwischen Amischen in den USA hat sich nun die Bundespolizei FBI eingeschaltet und sieben Männer wegen religiöser Verbrechen verhaftet.

In die Fehde zwischen zwei Amish-Gruppen im US-Bundesstaat Ohio hat sich die Bundespolizei eingeschaltet: Das FBI verhaftete sieben Männer wegen hate crimes gegen angeblich abtrünnige Glaubensbrüder und -schwestern. Solche aus ethnisch oder religiös motiviertem Hass heraus begangenen Straftaten werden in den Vereinigten Staaten besonders streng geahndet. Die Männer sollen in mindestens vier Fällen Männer gewaltsam ihrer Bärte und Frauen ihres langen Haars beraubt haben.

Sam Mulet

Samuel Mullet, religiöser Führer einer Amish-Gemeinde in Bergholz, Ohio, soll mit drakonischen Strafen gegen Zweifler vorgegangen sein.

(Foto: AP)

Bei den Amischen tragen verheiratete Männer auffällige Bärte, Frauen stecken nach der Eheschließung ihr langes Haar zu einem Dutt. Für die Mitglieder der christlichen Glaubensgemeinschaft, die oft zurückgezogen leben und moderne Technik ablehnen, sind das wichtige Symbole ihrer Identität und ihres Glaubens.

"Wir glauben, dass diese Angriffe religiös motiviert waren", sagte Steven Dettelbach, der Bundesstaatsanwalt für Nord-Ohio der New York Times. "In diesem Land steht es den Menschen frei, unterschiedlicher Meinung über Religion zu sein, aber wir klären diese Meinungsunterschiede nicht mit nächtlichen Besuchen, gefährlichen Waffen und brutalen Angriffen."

Die Überfälle sollen auf das Konto von Samuel Mullet gehen. Seit 2005 einige Familien die Gemeinde in Bergholz verließen, schwelt in der Gruppe ein Streit um die religiöse Führerschaft des 66-Jährigen. Er soll der Staatsanwaltschaft zufolge "extreme körperliche Strafen" gegen Gemeindemitglieder verhängt haben, die gegen ihn aufbegehrten.

So soll er manche gezwungen haben, in einem Hühnerstall auf seinem Grundstück zu schlafen und verheiratete Frauen in sein Haus genommen zu haben, um sie "durch Akte sexueller Intimität vom Teufel zu reinigen". Doch öffentliche Aufmerksamkeit erfuhr der Streit erst, als sich in den vergangenen Monaten die Übergriffe auf Haupt- und Barthaar von "Abtrünnigen" häuften.

"Amish überall in Ohio, Pennsylvania und Indiana machen sich Sorgen. Wir haben Hunderte Anrufe von verängstigten Menschen bekommen", sagte der örtliche Sherif Fred Abdalla laut BBC News zur Wirkung von Mullets mutmaßlichen Taten.

Samuel Mullet und drei seiner Söhne befinden sich unter den sieben Männern, die FBI und örtliche Polizei am Mittwoch in Gewahrsam nahmen. Fünf von ihnen waren bereits im vergangenen Monat von Behörden des Bundesstaats Ohio verhaftet worden, kamen allerdings gegen Kaution wieder auf freien Fuß.

Im Herbst sagte Mullet noch, es handle sich bei den Vorfällen um religiöse Streitigkeiten, in die sich die Polizei nicht einzumischen habe. Damals gingen die Ermittler noch davon aus, dass er nicht direkt für die Taten verantwortlich sei. Inzwischen sind die Behörden offenbar zu einer anderen Einschätzung gelangt.

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