SZ-Kolumne "Bester Dinge":Kick it like Breitner

(Foto: imago/Frinke)

Die wilden Zeiten des FC Bayern sollen verfilmt werden. Eine Casting-Agentur sucht dafür Laien-Schauspieler zwischen Haartapete und Kurzpasskunst.

Von Jonas Beckenkamp

In einer anderen Zeit, die Betagteren erinnern sich, war der Fußball noch eine coole Sache. Paul Breitner zum Beispiel spielte in den 70ern nicht nur weltklasse, er trug auch eine Weltklasse-Frisur, fuhr Weltklasse-Autos und studierte konterrevolutionäre Schriften. Muss man eigentlich verfilmen, dachten sich jüngst findige Filmmenschen. Gesucht werden nun für eine Retro-Fernsehserie über das wilde Damals des FC Bayern, wie es heißt, "100 gute Fußballer und mehr als 1500 Komparsen". Eingeladen seien "Männer und Frauen zwischen 0 und 80 Jahren, die optisch ins Deutschland der Jahre 1964 bis 1974 passen", teilte die zuständige Casting-Agentur aus Ennepetal mit.

Junge Menschen also, die schon immer ihre Haartapeten - und ihre Kurzpasskunst - vor der Kamera präsentieren wollten, und ältere, die nie anders ausgesehen haben und nun als "Feldjäger, Schiedsrichter, Zuschauer, Stewardessen und Kindermädchen" infrage kommen. Zwar sind die Hauptrollen von Breitner, Gerd Müller, Sepp Maier, Franz Beckenbauer und Uli Hoeneß schon vergeben, doch ein Fußballspiel umfasst ja mehr als 22 Personen auf dem Platz. Jemand mit einer beachtlichen Nase und massigen Oberschenkeln könnte sich etwa als "Katsche" Schwarzenbeck bewerben. "Bulle" Roth müsste ein Zeitenwandler in Koteletten-Fragen verkörpern. Fürs Drumherum bräuchte es mittelalte Hutträger mit Hornbrillen, Raucher aller Gerätschaften (Pfeife!), graumelierte Trenchcoattypen, die gesamte Bürobesetzung der Netflix-Serie "Mad Men" und Damen mit sehr gestreiften Oberteilen. Im Mai wird sondiert, Experimente mit Haupthaar (Strähnen! Undercut!) und Haut (Tattoos!) sind bis dahin möglichst zu unterlassen. Es gilt: Kick it like Breitner.

Mehr gute Nachrichten lesen Sie hier .

© SZ - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

SZ-Kolumne "Bester Dinge"
:Es saugt und bläst der Lego-Mann

Eltern kennen das Gefühl: Nachts barfuß auf Spielzeugsteine zu treten, ist eine fiese Überraschung. Rettung naht in Form eines neuartigen Staubsaugers.

Von Titus Arnu

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: