„Im Abendrot leuchtet alles im verführerischen Licht der Nostalgie“, hat Milan Kundera mal geschrieben, „sogar die Guillotine“. Trotzdem hat der Deutsche Bundestag jetzt die Trennung von einem alten Weggefährten in einem eher bürokratisch-kühlen Ton bekannt gegeben. „Alle Arbeitsprozesse und Tätigkeiten, für die bislang noch Faxgeräte genutzt worden seien“, könnten nun „komplett digital“ erledigt werden, lässt die Bundestagspressestelle über die Deutsche Presse-Agentur verlauten und stellt nüchtern fest: „Die Faxgeräte wurden daher in den vergangenen Wochen abgebaut.“
Der Schritt sei doch längst überfällig gewesen, wird der Parlamentarische Geschäftsführer der FDP-Fraktion, Torsten Herbst, zitiert. Ein „modern aufgestellter Bundestag“ müsse die „Digitalisierung der Kommunikation konsequent fortsetzen“. Außerdem hätten Besucher in den vergangenen Jahren „sich immer wieder gewundert“ über diese altmodischen Apparate vor den Ausschusssitzungsräumen. Im Abendrot leuchtet alles im verführerischen Licht der Nostalgie. Nur nicht das Faxgerät.
Künftig setzt der Bundestag uneingeschränkt auf die elektronische Post
Künftig will der Bundestag uneingeschränkt auf eine neuartige Errungenschaft der Technik setzen, die sogenannte elektronische Post, kurz E-Mail. Die Rohrpost lässt man aber lieber im Kanzleramt. Ob wenigstens jemand vom russischen Geheimdienst oder von internationalen Hackergruppen dem Fax nachtrauert?
Vielleicht ist das langatmige Dahinsiechen der im deutschen Büroalltag immer noch erstaunlich oft vorzufindenden Fax-Technologie ja auch ein verständlicher Grund für fehlende Sentimentalitäten. Aus der langen Geschichte des Faxgeräts, die 1843 mit Alexander Bains Konstruktion eines Kopiertelegrafen begann, bleiben vor allem Episoden des Scheiterns in Erinnerung: Der Fußballer Eric-Maxim Choupo-Moting zum Beispiel wäre mal von Hamburg nach Köln gewechselt, hätte nicht ein defektes Faxgerät die fristgerechte Einreichung der Vertragsunterlagen und damit seinen Transfer verhindert.
Für Nostalgiker bleibt der Bundestag übrigens weiterhin per Fax erreichbar. Wenn Sie also etwas Nettes mitzuteilen haben, dann nutzen Sie doch bitte diese Nummer: +49 (0)30 227 36878.