Familientragödie:Inferno nach der Grillparty

Der verschuldete Vater erschoss wohl Frau, Tochter, Pferde und Hunde und zündete das Haus an - in England hat sich eine beispiellose Familientragödie zugetragen.

Wolfgang Koydl

Es war ein geruhsamer Feiertag, wie man ihn gerne mit Nachbarn verbringt. Ein befreundeter Geschäftsmann hatte Christopher Foster, seine Frau Jill und ihr 15jährige Tochter Kirstie eingeladen. Die Herren schossen auf Tontauben, am Abend warf der Gastgeber Fleisch auf den Grill. Christopher war ruhig wie immer, anderen Gästen fiel lediglich auf, dass er mehr als gewöhnlich trank.

Familientragödie: Die Familie Foster

Die Familie Foster

(Foto: Foto: AP)

Gegen halb neun Uhr abends brach die Familie auf und fuhr die kurze Strecke hinüber in ihr Haus - ein 400 Jahre altes Anwesen, das Foster für 1,3 Millionen Pfund gekauft hatte und in das er zusätzlich Unsummen investierte. Was dann geschah, ist zwar noch unbekannt, aber die Anzeichen verdichten sich, dass sich hinter den von Efeu bewachsenen Mauern von Osbaston House in der westenglischen Grafschaft Shropshire eine beispiellose Familientragödie abspielte.

Demnach hätte der verschuldete und bankrotte 50jährige Geschäftsmann Christopher Foster seine 49 Jahre alte Frau Jill und seine Tochter mit einem Kleinkalibergewehr erschossen, bevor er das Gebäude in Brand setzte und sich selbst tötete.

Diese These wurde durch die Entdeckung einer dritten Leiche in dem bis auf die Grundmauern abgebrannten Anwesen gestützt. Die Polizei rechnete nicht mit einer schnellen Identifizierung. Zuvor hatten Gerichtsmediziner die völlig verbrannten Körper einer Frau und eines Mannes gefunden. Sie lagen nahe beieinander. Neben ihnen befanden sich der Kadaver eines Hundes und ein Gewehr, das Christopher Foster gehörte.

Finanzielles Desaster

Die Vermutung, dass Foster selbst seine Familie ermordete und für das Inferno verantwortlich war, wird durch die drückenden finanziellen Sorgen des Geschäftsmanns verstärkt. Im vergangenen Jahr musste seine Firma liquidiert werden. Seitdem hatte er Schulden in Millionenhöhe angehäuft, die seinem aufwändigen Lebensstil ein Ende zu bereiten drohten.

Foster schien kurz davor zu stehen, sein Haus zu verlieren. Für jenen Dienstag, an dem das Anwesen abbrannte, hatte sich der Gerichtsvollzieher angesagt. Auch die Pferde, an denen die leidenschaftliche Reiterin Kirstie hing, standen wohl zum Verkauf. Unklar ist, ob sich Foster weiterhin die teure Privatschule für seine Tochter hätte leisten können.

Nur anhand des Gebisses konnte der weibliche Leichnam als jener von Jill Foster identifiziert werden - so sehr hatte das Feuer den Körper zerstört. Experten konnten aber feststellen, dass sie durch einen Kopfschuss getötet worden war. Auch der Hund war, wie Untersuchungen ergaben, erschossen worden. Bisher ließ sich indes nicht feststellen, ob es sich bei dem Kleinkalibergewehr neben den beiden Leichen auch um die Tatwaffe handelte. Foster war ein passionierter Jäger und Freizeitschütze.

Das letzte Lebenszeichen der Familie Foster gab es am frühen Dienstag morgen um ein Uhr, als Kirstie Foster auf der Internetseite Bebo mit Freundinnen plauderte. Dann fiel aus bislang ungeklärten Gründen plötzlich der Strom in dem Haus aus.

Nichts mehr zu retten

Die Tragödie muss sich in den darauf folgenden Stunden abgespielt haben. Gegen vier Uhr morgens wurden Nachbarn durch das Geräusch eines explodierenden Benzintankes geweckt. Zu diesem Zeitpunkt standen das Haus, die Pferdeställe und die Garage, in der vier Luxusautos standen, bereits in hellen Flammen.

Als die Feuerwehr gegen fünf Uhr eintraf, fand sie das Zufahrtstor verschlossen und durch einen quer geparkten Pferdetransporter zusätzlich blockiert. Auch alle Fenster und Türen des Hauses waren von innen verbarrikadiert worden. Alles machte den Eindruck, als ob die Feuerwehr nach Möglichkeit daran gehindert werden sollte, das Feuer rechtzeitig zu löschen.

Zu retten gab es zu diesem Zeitpunkt ohnehin nichts mehr: Nicht nur die Gebäude waren dem Untergang geweiht, auch die Bewohner waren offensichtlich schon tot. Die Pferde waren ebenso erschossen worden wie drei Hunde in ihrem Zwinger, und überall auf dem Gelände waren Patronen und Patronenhülsen verstreut.

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