Süddeutsche Zeitung

Familiendrama in NRW:Geschwister tot, Mutter verschwunden

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Ein siebenjähriges Mädchen und ein zwölfjähriger Junge sind in Lünen bei Dortmund tot im Schlafzimmer ihrer Mutter aufgefunden worden. Von der Frau fehlt jede Spur.

Familiendrama in Lünen bei Dortmund: Eine verzweifelte Mutter hat an diesem Montag vermutlich ihre beiden Kinder umgebracht und ist geflüchtet. Die 39-Jährige hinterließ einen Abschiedsbrief. "Die getrennt von ihrem Mann lebende Frau hat darin ihre Verzweiflung ausgedrückt. Es ist aber in dem Brief nicht die Rede davon, dass sie ihre Kinder oder sich selbst umbringen wollte", sagte Staatsanwältin Ina Holznagel in Dortmund.

Der Vater fand das sieben Jahre alte Mädchen und den zwölfjährigen Jungen am Mittag tot im Schlafzimmer der Frau in der Doppelhaushälfte. Obwohl die Leichen äußerlich keine Anzeichen von Gewalt aufwiesen, gehen die Ermittler davon aus, dass sie getötet wurden. Darauf deute die Auffinde-Situation hin.

Der Junge und das Mädchen sollen jetzt bei der Obduktion vor allem auf eine Vergiftung hin untersucht werden. Tabletten oder auch eine Gasvergiftung sind nicht auszuschließen. Dass die Geschwister mit einem Kissen erstickt wurden, nimmt die Polizei nicht an. Dazu sei der Junge vermutlich auch zu kräftig gewesen.

Als die Feuerwehr nach der Alarmierung an dem Haus eintraf, waren die Kinder schon mehrere Stunden tot. Die Polizei suchte stundenlang die weitere Umgebung vergeblich nach der Mutter ab. Auch der Einsatz von Suchhunden brachte keinen Erfolg. Die Polizei hat eine Mordkommission eingerichtet.

Einen verzweifelten Eindruck habe sie nie gemacht

In dem Wohnviertel mit kleinen Reihenhaus-Neubauten und traditionellen Arbeiterhäusern aus Backsteinen vor den Toren von Dortmund stehen bis zum Abend die Nachbarn auf der Straße - geschockt, fragend, weinend. "Ich habe die Kinder hier immer spielen gesehen", bringt Nachbarin Elke Limberg vor einer Fernsehkamera noch heraus, dann versagt ihr die Stimme.

Die 45-Jährige wohnt nur wenige Meter von dem Haus entfernt, aus dem am Montagmittag ein Notruf bei der Feuerwehr einging. Im zweiten und dritten Stock des Hauses waren noch am Abend alle Fenster weit aufgerissen.

"Es war eine ordentliche Frau, sie hat ihre Kinder hier nie angeschrien", berichtet Metin Külahci, der Inhaber des Kiosks schräg gegenüber. Der Kiosk ist das Zentrum des Viertels. Wie fast alle hat auch die 39-jährige Mutter Bonbons und Spielzeug für die Kinder und Zigaretten und die Zeitung für sich selbst gekauft. Einen verzweifelten Eindruck habe sie dabei nie gemacht, berichtet Külahci.

Dass sie sich im vergangenen Jahr von ihrem Mann getrennt hat, hat er natürlich mitbekommen. Monatelang habe er ihn nicht mehr gesehen, bis diesen Montag.

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dpa/ehr
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