Süddeutsche Zeitung

Isolierte Familie in Holland:Ermittlungen konzentrieren sich auf Mieter aus Österreich

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Die Ermittlungen im mysteriösen Fall einer jahrelang isoliert lebenden Familie konzentrieren sich nun auf den österreichischen Mieter des Bauernhofes. Der Untersuchungsrichter ordnete am Donnerstagnachmittag die Inhaftierung des 58-jährigen Mannes für die Dauer von 14 Tagen an. Wegen des Verdachts auf rechtswidrigen Freiheitsentzug. Eine Spezialeinheit der Polizei erfasste derweil digital alle Räume des abgelegenen Hofes im ost-niederländischen Dorf Ruinerwold, um eine vollständige Übersicht zu bekommen. Das teilten die Ermittler auf Twitter mit.

In dem Haus am Buitenhuizerweg, einem Gehöft inmitten unbestellter Felder, sollen ein Vater und seine sechs jetzt erwachsenen Kinder seit 2010 in einem kleinen Raum gehaust haben. Zunächst war von einem Keller die Rede gewesen, allerdings ist der Hof nicht unterkellert. Beweise, dass sie dort gegen ihren Willen festgehalten wurden, veröffentlichten die Ermittler bislang nicht.

Überhaupt ist in diesem Fall nach wie vor vieles völlig unklar: Niederländische Medien berichten, dass die Familie Mitglied der Sekte "Vereinigungskirche" des Koreaners Moon sei. Auch der Österreicher solle dort Mitglied sein. Dem habe aber die Sekte in Österreich widersprochen, wie die Nachrichtenagentur APA meldete. Der Bruder des Österreichers sagte der Kronen Zeitung, dass Josef B. bei einer Sekte gewesen sei. "Er ist sich selber besser vorgekommen als der Jesus." Allerdings hat der Mann nach eigener Aussage seit zehn Jahren keinen Kontakt mehr zu seinem Bruder.

Josef B. sei 2010 aus Wien in die Niederlande übergesiedelt, heißt es dort weiter. Die Bild-Zeitung zitierte den Chef von Josef B. Angeblich arbeitete er seit Jahren auf einer Werft als Tischler, verschwand aber jeden Nachmittag für vier Stunden, um im Garten daheim zu arbeiten.

Nach mehr als neun Jahren plötzlich wieder aktiv im Internet

Der Österreicher und der Vater der Familie waren nach Angaben einer früheren Nachbarin bereits seit gut 15 Jahren befreundet. Sie waren auch gemeinsam Inhaber eines Spielzeugladens im nahe gelegenen Zwartsluis. Das Geschäft, das seit Jahren geschlossen ist, war am Mittwochabend von der Polizei durchsucht worden. Auch ein weiterer Betrieb des Vaters war durchsucht worden. Ergebnisse der Durchsuchungen wollte die Polizei zunächst nicht mitteilen.

Hinweise zu der Familie kommen auch von den Einträgen eines Sohnes auf den sozialen Medien. Der 25-Jährige hatte am Montag in der Dorfkneipe um Hilfe gebeten. Nach einer Pause von mehr als neun Jahren war er auch plötzlich wieder aktiv im Internet. Seinen Einträgen nach zu urteilen hatte er den Auszug aus dem Hof lange geplant. Die Mutter der Familie soll nach seinen Angaben bereits 2004 gestorben ein.

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