Die als "Phantom von Heilbronn" in die Kriminalgeschichte eingegangene Polizeipanne ist offenbar kein Einzelfall. In der DNA-Datenbank des Bundeskriminalamts (BKA) soll es mindestens sieben weitere Fälle geben, in denen die genetischen Spuren vermeintlicher Verbrecher in Wirklichkeit von Polizisten stammen. Die Dunkelziffer liegt vermutlich weit höher. Das berichtet der Spiegel unter Berufung auf einen internen Bericht des BKA.
Dem Magazin zufolge überprüften Spezialisten in Bund und Ländern in den vergangenen Monaten insgesamt 74 sogenannte Spur-Spur-Serien. In diesen Fällen konnten zwar mehrfach übereinstimmende DNA-Spuren sichergestellt, aber keinem Täter zugeordnet werden.
Weitere Prüfungen ergaben, dass in Bayern, Brandenburg, Hamburg, Sachsen und Hessen Kriminaltechniker und keine Kriminellen ihre DNA auf den untersuchten Gegenständen hinterlassen hatten.
Dass sich Verunreinigungen von Asservaten und Spuren durch Mitarbeiter "trotz aller Vorsichtsmaßnahmen nie gänzlich ausschließen lassen", habe sich "eindeutig bestätigt", schrieben die BKA-Experten dem Bericht zufolge.
Irreführende DNA-Spuren
Zudem geht das BKA offenbar von einem darüber hinausgehenden "Dunkelfeld von Mitarbeiterkontaminationen" aus - denn bei den überprüften DNA-Serien soll es sich nur um einen kleinen Teil der in der BKA-Datenbank gespeicherten Fälle handeln.
Nach dem Mord an einer 22 Jahre alten Polizistin im April 2007 in Heilbronn hatten die Ermittler in einem der größten Polizeieinsätze in der deutschen Geschichte anhand von DNA-Spuren am Tatort nach einer Serientäterin gesucht, die es gar nicht gab.
Denn nach zwei Jahren Ermittlungsarbeit mit 30 Mann und der Überprüfung von 3700 Spuren stellte sich heraus, dass das DNA-Material, das an 40 verschiedenen Tatorten gefunden worden war, von einer Frau stammte, die die zur Spurensicherung eingesetzten Wattestäbchen der Polizei verpackt hatte.