Süddeutsche Zeitung

Fall Trayvon Martin:Richterin erklärt sich für befangen

Ihre Verbindungen zur Verteidigung des Angeklagten sind äußerst vage und doch heikel genug: Richterin Jessica Recksiedler zieht sich wegen Befangenheit aus dem Prozess um den erschossenen Teenager Trayvon Martin zurück. Es geht um den Job ihres Mannes.

Sie Richterin, er Partner einer renommierten Anwaltskanzlei: Wegen des Berufs ihres Ehemannes hat sich die Richterin Jessica Recksiedler im Fall des getöteten US-Teenagers Trayvon Martin für befangen erklärt - und ist damit einem Antrag der Verteidigung gefolgt.

Den Fall werde ihr Kollege Kenneth Lester übernehmen, teilten die Behörden im US-Bundesstaat Florida mit. Recksiedler traf ihre Entscheidung, nachdem die Verteidigung des Todesschützen George Zimmerman gefordert hatte, dass die Richterin von dem Fall abgezogen wird. Die Begründung: Recksiedlers Ehemann Jason arbeitet in der Anwaltskanzlei von Mark NeJame. Der Strafrechtler kommentierte den Martin-Fall für den Sender CNN.

Obendrein soll der Angeklagte George Zimmerman NeJame gebeten haben, seine Verteidigung zu übernehmen.

Zwar seien die von der Verteidigung vorgebrachten Gründe "rechtlich unzureichend", die "Gesamtumstände" reichten aber aus, um den Fall wegen Befangenheit abzugeben, teilte Recksiedler mit.

Zimmerman hatte Ende Februar in Sanford in Florida den 17-jährigen Trayvon Martin erschossen. Das Mitglied einer Bürgerwehr gab an, in Notwehr gehandelt zu haben. Der Jugendliche, der sich nach einem Einkauf in einem bewachten Wohngebiet auf dem Heimweg befand, war jedoch unbewaffnet. Der Fall führte zu einer heftigen Debatte über laxe Waffengesetze und Rassismus im US-Justizsystem, in die sich auch US-Präsident Barack Obama einschaltete.

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