Urteil im Fall Trayvon Martin:Gericht spricht George Zimmerman frei

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Tränen für Trayvon Martin: Zimmerman hatte ihn aus Notwehr erschossen, entschied das Gericht in Florida (Foto: AFP)

"Sie haben nichts weiter zu tun mit dem Gericht": Im Fall des erschossenen schwarzen Jugendlichen Trayvon Martin ist der Schütze George Zimmerman freigesprochen worden. Vor dem Gerichtssaal brechen Menschen in Tränen aus. Ein Demonstrant spricht vom "Ende des Rechtssystems".

Ohne Gewissheiten war der Prozess um den Tod des schwarzen Teenagers Trayvon Martin zu Ende gegangen. Nach 16-stündigen Beratungen sind die sechs Mitglieder der Jury nun zu dem Schluss gekommen, dass der Angeklagte George Zimmerman in allen Punkten nicht schuldig sei: Er wurde freigesprochen.

"Herr Zimmerman, ich habe das Urteil unterschrieben, das die Entscheidung der Jury bestätigt. Ihre Kaution wird aufgehoben. Ihre GPS-Überwachung wird abgeschaltet, wenn Sie den Gerichtssaal hier verlassen. Sie haben nichts weiter zu tun mit dem Gericht", sagte Richterin Deborah Nelson nach der Verkündung des Urteils. Der 29-jährige Zimmerman lächelte kurz, zeigte sonst aber kaum Emotionen. Seine Familie hinter ihm freute sich dagegen sichtlich. Die Familie Trayvon Martins war nicht im Saal.

Nachbarschaftswächter Zimmerman hatte Martin am Abend des 26. Februar 2012 auf einem Patrouillengang in Sanford, Florida, erschossen. Der unbewaffnete Jugendliche befand sich auf dem Nachhauseweg. Zimmerman beteuert, dass Martin ihn zuerst attackiert habe und er nur sein - in Florida besonders weitreichendes - Recht auf Selbstverteidigung durchgesetzt habe. Was genau in der fraglichen Nacht passiert ist, wurde während der Verhandlungen immer wieder versucht, nachzuvollziehen, blieb aber bis zuletzt unklar.

Zimmermans Anwalt Mark O'Mara begrüßte das Urteil. "Ich bin sehr, sehr glücklich mit dem Ergebnis", sagte O'Mara nach dem Urteil. Der Freispruch sei ein großartiger Moment gewesen. Seinem Mandanten werde dagegen erst im Beisein seiner Familie langsam klar werden, welche Last nun von ihm abfalle. "Ich bin begeistert, dass die Geschworenen verhindert haben, dass sich diese Tragödie in eine Travestie verwandelt", sagte Verteidiger Don West.

"Ich werde dich für immer lieben, Trayvon", lautet ein Tweet, den Sybrina Fulton, die Mutter des Getöteten, nach der Urteilsverkündung veröffentlichte. "Vielen Dank an alle, die mit uns sind und die mit uns dafür sorgen, das so etwas nie wieder geschieht", schrieb Vater Tracy Martin auf Twitter. Die afroamerikanische Organisation NAACP teilte mit: "Wir sind empört und untröstlich über das heutige Urteil."

"Dies ist das Ende unseres Rechtssystems"

Die sechs Frauen in der Jury hatten einstimmig über Schuld und Unschuld des angeklagten Nachbarschaftswächters entscheiden müssen. Sie begannen die Beratungen am Freitag, vertagten sie aber nach kurzer Zeit auf Samstag. Zuvor hatten die Staatsanwaltschaft und Verteidigung ihre Schlussplädoyers gehalten. Bei einem Schuldspruch wegen schweren Totschlags hatten Zimmerman bis zu 30 Jahre Haft gedroht. Zuletzt befand er sich gegen eine Kaution von einer Million Dollar auf freiem Fuß.

Die Demonstranten, die sich vor dem Gericht versammelt hatten, um "Gerechtigkeit für Trayvon Martin" zu fordern, reagierten dagegen empört auf das Urteil. Einige Menschen brachen in Tränen aus. "Dies ist das Ende unseres Rechtssystems. Die Justiz ist nicht gleich für alle", sagte nach der Urteilsverkündung der 20-jährige Ashton Summer. Der Fall hatte in den USA für großes Aufsehen gesorgt: Zimmerman war erst eineinhalb Monate nach den tödlichen Schüssen auf Trayvon Martin verhaftet worden , die Eltern des Erschossenen warfen den Behörden vor, nicht angemessen ermittelt zu haben, weil ihr Sohn schwarz war. In die Debatte über Rassismus in der Gesellschaft, die durch den Fall ausgelöst wurde, schaltete sich auch Präsident Barack Obama ein.

Solidaritätsdemonstration für Trayvon Martin
:Hoodies gegen Rassismus

Der Tod des 17-jährigen Trayvon Martin hat in den USA eine heftige Debatte über Rassismus entfacht. Einen Monat nach der Tat gehen Tausende US-Bürger zu einer Solidaritätsdemonstration auf die Straße. Beim "Million Hoodie March" fordern sie die Verhaftung des Schützen - und ein Ende der Vorurteile.

Aus Sorge vor möglichen gewaltsamen Ausschreitungen nach einem Urteil riefen mehrere Organisationen zu Ruhe und Besonnenheit auf. Zimmerman hatte einem Bericht der New York Times zufolge schon vor dem Urteil die Öffentlichkeit gemieden und außerhalb des Gerichtssaals eine kugelsichere Weste getragen.

© Süddeutsche.de/dpa/AFP/soli - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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