Süddeutsche Zeitung

Fall Strauss-Kahn:Zimmermädchen in der Offensive

Nafissatou Diallo, die Dominique Strauss-Kahn der versuchten Vergewaltigung bezichtigt, hat nun eine Pressekonferenz gegeben - und will stark sein "für alle Frauen der Welt": Ihr Anwalt kündigt eine Zivilklage an.

Das Zimmermädchen, das Ex-Währungsfondschef Dominique Strauss-Kahn der versuchten Vergewaltigung beschuldigt, will den Fall "für alle Frauen der Welt" durchziehen. "Ich habe meiner Tochter versprochen, stark zu sein. Stark für alle Frauen auf der Welt", sagte Nafissatou Diallo in New York bei ihrer ersten Pressekonferenz.

Ihr Verteidiger betonte inzwischen, die Zweifel an seiner Mandantin beruhten auf Übersetzungsfehlern. Er kündigte an, "in Kürze" eine Zivilklage gegen Strauss-Kahn einzureichen. "Wir sind die letzten zwei Monate durch eine harte Zeit gegangen", sagte Diallo über sich und ihre Tochter. "Wir weinen jeden Tag. Wir können nicht schlafen." Sie versicherte, vieles, was über sie gesagt wurde, sei nicht wahr. "Meine Tochter sagte eines Tages zu mir: Sie kennen dich nicht. Strauss-Kahn kennen alle und wissen, was für ein mächtiger Mann er ist. Dich kennen nur wenige, aber diese wenigen sagen gute Dinge über dich. Höre auf zu weinen und kämpfe." Deshalb sei sie an die Öffentlichkeit gegangen.

"Ich will ihn im Gefängnis sehen"

"Was mir passiert ist, soll keiner Frau auf der ganzen Welt passieren", sagte Diallo in ihrer kurzen Ansprache. Sie wiederholte ihre Anschuldigungen aber nicht im Detail.

Diallos Gesicht war erst am Wochenende bekanntgeworden, als sie sich in langen Interviews zum ersten Mal öffentlich zeigte. Darin sagte sie auch, dass Strauss-Kahn sie nackt angegriffen und zum Oralsex gezwungen haben soll. "Ich will ihn im Gefängnis sehen", sagte sie. "Gott möge ihn strafen."

Die Pressekonferenz in einem überfüllten Kirchenzentrum wurde von der afrikanischen Gemeinde und Unterstützern Diallos organisiert. Sie wollen ihre "Schwester" bis zum Ende unterstützen. "Wir wollen Gerechtigkeit! Wir fragen nach nichts weniger als Gerechtigkeit." Es gebe überall Unterstützer für die 32-Jährige, täglich würden E-Mails, Briefe und Blumen eintreffen.

Zweifel an Glaubwürdigkeit

Strauss-Kahn war vor einem knappen Monat nach sieben Wochen unter Arrest wieder auf freien Fuß gesetzt worden. Allerdings darf er die USA nicht verlassen. Ein Richter hatte ihn freigelassen und die Millionenkaution aufgehoben, weil die Staatsanwaltschaft selbst Zweifel an ihrer wichtigsten Zeugin öffentlich gemacht hatte. So soll sie einem in Haft sitzenden Freund am Telefon vorgeschlagen haben, Geld aus der Sache zu schlagen.

Diallos Anwalt Kenneth Thompson sagte nun, die Indizien gegen seine Mandantin beruhten auf Übersetzungsfehlern aus einem seltenen westafrikanischen Dialekt. Nicht sie habe den Vorschlag gemacht, sondern der Mann. Diallo habe nicht, wie von den Ermittlern behauptet, gesagt: "Er hat eine Menge Geld. Ich weiß, was ich tue." Stattdessen habe sie auf die Macht des Franzosen hinweisen wollen und gesagt, er sei "mächtig und reich".

Der nächste Richtertermin für Strauss-Kahn ist für den 23. August in Manhattan angesetzt.

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