Süddeutsche Zeitung

Fall Mirco:Staatsanwaltschaft erhebt Anklage wegen Mordes

Ende Januar führte Olaf H. die Polizei zur Leiche des seit September 2010 verschwundenen Jungen Mirco und legte ein Geständnis ab. Jetzt hat die Krefelder Staatsanwaltschaft den mutmaßlichen Mörder angeklagt. Der Prozess beginnt voraussichtlich im Juli.

Die Krefelder Staatsanwaltschaft hat Anklage gegen den mutmaßlichen Mörder des zehnjährigen Mirco aus dem niederrheinischen Grefrath erhoben. Der 45-jährige Olaf H. müsse sich wegen Mordes aus niedrigen Beweggründen und der Verdeckung eines sexuellen Missbrauchs verantworten, sagte ein Sprecher der Staatsanwaltschaft und bestätigte damit einen Bericht der Bild-Zeitung.

Der Prozess beginnt voraussichtlich im Juli vor dem Krefelder Landgericht. Ob die Eltern von Mirco als Nebenkläger auftreten, sei noch nicht klar. Bislang seien über 50 Zeugen und zehn Sachverständige für den Prozess eingeplant.

Der Angeklagte hatte nach seiner Festnahme Ende Januar das Verbrechen an dem Jungen gestanden und die Ermittler zu dessen Leiche in der Nähe von Grefrath geführt. Der dreifache Familienvater galt bis dahin als unbescholtener Familienvater. Er hatte keine Vorstrafen, auch von pädophilen Neigungen war nichts bekannt. Letztlich wurde Olaf H. durch seinen früheren Leasing-Wagen überführt, in dem Spuren von Mircos Kleidung gefunden wurden.

Während es bisher keine Informationen über die Beweggründe von Olaf H. für die Entführung des Jungen gibt, scheint ein Motiv für die Ermordung festzustehen. Ein Sprecher des Landgerichts bestätigte Informationen der Bild-Zeitung, wonach der 45-Jährige aus Ärger über eine ausgebliebene Erektion getötet haben soll. Zuvor habe er den Jungen im Kofferraum missbraucht. Ein weiteres Motiv sei die Angst davor gewesen, dass der Junge ihn verraten könne.

Olaf H., der bei einem großen Telekommunikationsunternehmen in Bonn arbeitete, hatte zunächst gesagt, ein Anruf seines Vorgesetzten habe ihn so in Wut versetzt, dass er mit der Tat Druck und Frust habe ablassen wollen. Die Polizei wies aber nach, dass ein solches Telefongespräch niemals stattgefunden hatte.

Mirco war am 3. September vom Spielen auf einer Skateranlage in Grefrath nicht nach Hause gekommen. Sein Verschwinden löste einen der größten Sucheinsätze in der Geschichte der nordrhein-westfälischen Polizei aus. Bis zu tausend Polizisten durchkämmten tagelang Wälder und Wiesen, auch Bundeswehr-Tornados mit Wärmebild-Kameras wurden eingesetzt. Dennoch blieb die Suche nach dem Jungen bis zur Festnahme seines mutmaßlichen Mörders erfolglos.

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