Süddeutsche Zeitung

Fall Mirco:Olaf H. - ein Doppelmörder?

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Ist Mircos mutmaßlicher Mörder Olaf H. auch für das Verschwinden eines kleinen Mädchens Mitte der neunziger Jahre verantwortlich? Die Polizei hat sein Grundstück mit Leichenspürhunden abgesucht.

Im Mordfall Mirco gibt es weiterführende Ermittlungen gegen den verhafteten Olaf H. Die Polizei überprüft derzeit, ob der dreifache Vater auch andere ähnliche Straftagen begangen haben könnte. Ein Sprecher bestätigte einen Bericht der Bild am Sonntag, wonach der Garten des Mannes am Freitag mit Leichenspürhunden untersucht wurde.

Chefermittler Ingo Thiel verwies dem Zeitungsbericht zufolge konkret auf den Fall Claudia R. Seit fast 15 Jahren fahndet die Bonner Mordkommission nach dem Mörder des damals elf Jahre alten Mädchens. Claudia verschwand 1996 bei Grevenbroich und wurde zwei Tage später tot auf einem Feldweg gefunden. Einen konkreten Hinweis, dass Olaf H. etwas mit dem Tod des Mädchens zu tun habe, gäbe es aber nicht, betonte ein Sprecher der Polizei.

"Frust und Stress im Beruf" nicht Tatmotiv

Der zehnjährige Mirco war am 3. September vergangenen Jahres verschwunden. Groß angelegte Suchaktionen mit 1000 Polizisten sowie Tauchern, Hubschraubern und Tornados der Bundeswehr blieben erfolglos. In der vergangenen Woche wurde dann Olaf H. als dringend tatverdächtig festgenommen. Der 45-Jährige ist geständig. Er führte die Ermittler schließlich zum Tatort und damit auch zur Leiche des Kindes. Seitdem sitzt H. unter anderem wegen Mordverdachts und Verdachts auf sexuellen Missbrauch in Untersuchungshaft.

Unterdessen gibt es Zweifel an dem von H. zunächst angegebenen Tatmotiv. "Frust und Stress im Beruf" als Motiv seien nachweislich falsch, teilte die Polizei am Sonntag in Mönchengladbach mit. Das Telefongespräch mit seinem Chef, das Olaf H. als Auslöser für die Tat angeführt hatte, habe niemals stattgefunden, erklärten die Ermittler. "Der angegebene Vorgesetzte war zu der Zeit in Urlaub." Derzeit variierten die Angaben des Mannes zu den Tatumständen. Ein genaueres Bild werde frühestens nach einer eingehenden psychologischen Untersuchung möglich sein.

Seinem Anwalt Gerd Meister hat Olaf H. inzwischen ein neues Tatmotiv präsentiert: "Mein Mandant hat mir anvertraut, dass er selber als Kind sexuell missbraucht worden sei", sagte sein Verteidiger der Bild am Sonntag. Laut Anwalt Meister soll die Familie von Olaf H. zu dem mutmaßlichen Kindsmörder gesagt haben: "Wenn du's gemacht hast, dann erfordert es der Anstand gegenüber Mircos Eltern, dass du dich ohne Ausreden stellst."

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dapd/dpa/jobr
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