Fall Michelle:Führt Erdloch die Polizei zum Täter?

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Die Polizei hat im Fall Michelle möglicherweise eine heiße Spur: Sie hat ein Erdloch in der Nähe des Leichenfunds entdeckt, das als Grab hätte dienen können.

Bei der Suche nach dem Mörder der achtjährigen Michelle gibt es möglicherweise eine heiße Spur. Einem Medienbericht zufolge wurde in der Nähe des Fundorts der Leiche ein Loch gefunden, die der Mörder als Grab für das getötete Mädchen ausgehoben haben könnte.

Die Soko "Michelle" sucht mit 117 Polizisten den Mörder des Mädchens. (Foto: Foto: dpa)

Ein Polizeisprecher wollte den Bericht mit Verweis auf die verhängte Nachrichtensperre nicht kommentieren. Mittlerweile seien mehr als 600 Hinweise eingegangen, es werde in alle Richtungen ermittelt, hieß es nur.

Der Morgenpost Sachsen zufolge wurde in einem Wald unweit des Leichenfundorts ein 1,20 Meter langes und 30 Zentimeter tiefes Erdloch entdeckt, das aufgrund seiner Beschaffenheit und seiner Lage möglicherweise als Grab geplant gewesen sei. Da sich im Boden massive Wurzeln befunden hätten, sei ein tieferes Ausheben nicht ohne weiteres möglich gewesen. Der Mörder könnte dann unter großem Zeit- und Entdeckungsdruck die Leiche in dem Teich abgelegt haben.

Täter könnte aus dem Umfeld stammen

Weiter heißt es in dem Bericht, die Ermittler gingen davon aus, dass der Täter aus dem örtlichen Umfeld des getöteten Kindes stamme und vermutlich nicht mobil sei. Möglicherweise diene ihm eine Garage, Werkstatt oder Laube als Rückzugsort. In der Nähe des Fundorts befinden sich mehrere Gartenlauben. Diese inspiziere die Polizei nun.

Der Mörder der achtjährigen Michelle aus Leipzig könnte dem Bericht zufolge ein Mann mittleren Alters sein, der keine Arbeit und wenig Bildung hat und in demselben Viertel wie das Kind wohnt. Die Leipziger Polizei wollte den Bericht, der sich auf Quellen bei der Polizei stützt, weder bestätigen noch dementieren.

Es sei kein Geheimnis, dass die sogenannten Profiler, also Fall-Analysten der Polizei, in den vergangenen Tagen versucht hätten, die mögliche Persönlichkeit des Täters zu beschreiben, sagte ein Sprecher.

Ein weiterer Sprecher bestätigte, die Sonderkommission (Soko) mit 177 Personen beschränke sich bei ihrer Suche nach dem Mörder nicht allein auf die Überprüfung von Sexualstraftätern. Sie werte alle polizeilichen Auskunftssysteme und -dateien aus, darunter auch die Videomitschnitte aus Bussen und Bahnen.

Michelle war am Montag vergangener Woche nicht von der Ferienbetreuung aus ihrer Schule nach Hause zurückgekehrt. Mit einem Großaufgebot suchte die Polizei nach ihr. Am vergangenen Donnerstag war ihre Leiche in einem Park in der Nachbarschaft von Schule und Elternhaus entdeckt worden. Den Ermittlern zufolge wurde Michelle ermordet. Auf welche Weise und ob sie sexuell missbraucht wurde, ließen die Fahnder offen.

Neonazis organisieren Trauermärsche mit

Leipzigs Oberbürgermeister Burkhard Jung (SPD) verurteilte unterdessen, dass sich zahlreiche Neonazis den Trauermärschen für das Kind angeschlossen und diese mitorganisiert hatten. Die Vereinnahmung sei "abscheulich und menschenverachtend".

Die Trauer der Bürger werde missbraucht. "Das ist eine Verhöhnung der Opfer und aller Leidtragenden", sagte er. Ähnlich äußerte sich der frühere Pfarrer der Nikolaikirche Leipzig, Christian Führer: "Das Leid von Menschen für politische oder wie auch immer geartete Ziele zu missbrauchen, ist eine üble Geschichte."

Am Montagabend hatten erneut 500 Demonstranten - darunter viele Neonazis - an der Grundschule des getöteten Mädchens die Todesstrafe gefordert. Als Redner trat auch der Onkel von Michelle auf, ein bekannter Vertreter rechtsextremistischer Vereinigungen. Die Organisatoren der Demonstration kündigten erneute Kundgebungen an den kommenden Montagen an.

© dpa/AP/hai/mmk - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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