Fall Jaycee Dugard:20 Millionen sind nicht genug

Als Elfjährige wurde Jaycee Dugard entführt und 18 Jahre lang von einem Ehepaar als Sex-Sklavin gehalten. Die Täter wurden verurteilt, das Opfer erhielt 20 Millionen Dollar Schadensersatz von der Regierung. Nun möchte Dugard eine weitere Entschädigung.

Es handelt sich um einen der spektakulärsten Entführungsfälle in der US-Geschichte: Im Alter von elf Jahren, 1991, wurde Jaycee Dugard von einem Ehepaar entführt. Das Mädchen wurde 18 Jahre lang gefangen gehalten und missbraucht. Ihr Schicksal weckt Erinnerungen an die Österreicherin Natascha Kampusch, die als Zehnjährige verschleppt wurde und acht Jahre in der Hand ihres Kidnappers leiden musste.

USA: Spektakulärer Entführungsfall - Opfer verklagt Regierung

Phillip Garrido und seine Ehefrau Nancy haben Jaycee Dugard als Elfjährige entführt und hielten sie 18 Jahre lang gefangen. Die inzwischen 31-Jährige wirft den US-Behörden schwere Versäumnisse vor.

(Foto: dpa)

2009 kam die Amerikanerin frei, ihre Peiniger erhielten lebenslange Haftstrafen. Nun zieht das Opfer gegen die Behörden vor Gericht. Die Begründung des Opfers: Die Behörden sind mitverantwortlich für das Martyrium der Frau. Die mittlerweile 31-Jährige hat die US-Regierung nun vor einem Bundesgericht in San Francisco auf Schadenersatz verklagt.

Dugard war als Elfjährige von Phillip Garrido und dessen Frau Nancy auf offener Straße entführt worden. 18 Jahre lang wurde sie in einem Gartenversteck des Paares gefangen gehalten. Sie wurde immer wieder vergewaltigt und brachte als Teenager zwei Mädchen zur Welt.

Dugard wirft nun den Behörden schwere Versäumnisse bei den Ermittlungen vor. So hätten Beamte bei der Überprüfung ihres Peinigers, einem vorbestraften Sexualverbrecher, nachlässig gehandelt. Garrido war erst drei Jahre zuvor, 1988, aus dem Gefängnis entlassen worden, wo er wegen einer Sexualstraftat saß. Anschließend stand er bis 1999 unter der Aufsicht der Bundesbehörden, danach unter Aufsicht der kalifornischen Ämter.

Mehrmals hatten Bewährungshelfer bei Routineüberprüfungen das Haus des vorbestraften Mannes besucht und dabei auch mit Dugard und der älteren Tochter gesprochen. Sie schöpften aber keinen Verdacht und versäumten es, der Identität der jungen Mutter und ihrer beiden Kinder sowie der Beziehung zu Garrido nachzugehen.

Erst im August 2009 wurde Dugard mit ihren beiden Töchter in einem Vorort der Stadt Antioch entdeckt. Im vergangenen Juni wurde Garrido zu 431 Jahren, seine Frau Nancy zu 36 Jahren Haft verurteilt.

Entschädigung soll Hilfsorganisationen zugute kommen

Gegen die Behörden von Kalifornien erstritt Dugard vergangenes Jahr bereits 20 Millionen Dollar Entschädigung. In ihrer jetzigen Klage gegen die US-Bundesregierung habe Dugard keine Forderung festgelegt, sagte ihr Anwalt Dale Kinsella. Seine Mandatin wollte im Falle eines Gerichtsentscheids zu ihren Gunsten die Entschädigungszahlung an eine Hilfsorganisation für Entführungsopfer und traumatisierte Menschen spenden.

Dugard hat ihr Schicksal mittlerweile literarisch verarbeitet: Im Juli brachte die Amerikanerin ihre Autobiografie "A Stolen Life" (Ein gestohlenes Leben) heraus. Die junge Frau lebt heute mit ihren Töchtern bei ihrer Mutter in Nordkalifornien.

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