Weil er nach dem Mord an der 14-jährigen "Susanna" einen Mordverdächtigen möglicherweise illegal nach Deutschland gebracht hat, ermittelt die Staatsanwaltschaft gegen Bundespolizei-Chef Dieter Romann. Es bestehe der Verdacht der Freiheitsberaubung, sagt eine Sprecherin der Frankfurter Staatsanwaltschaft. "Es wurde ein Ermittlungsverfahren eingeleitet." Zuvor hatte der Südwestrundfunk (SWR) darüber berichtet.
Die 14-Jährige aus Mainz war bisherigen Erkenntnissen der Polizei zufolge im vergangenen Mai in Wiesbaden vergewaltigt und umgebracht worden. Der Verdächtige Ali B. setzte sich zunächst in den kurdisch kontrollierten Nordirak ab, wurde dann aber abgeschoben und von der Bundespolizei nach Deutschland überführt. Bei seiner Vernehmung gestand er, das Mädchen umgebracht zu haben, bestritt aber eine Vergewaltigung.
Die Abschiebung aus dem Nordirak, bei der Romann dabei war, stieß auf Skepsis von Rechtsexperten und auf Kritik der irakischen Zentralregierung, da es laut Bagdad kein Auslieferungsabkommen zwischen dem Irak und Deutschland gibt. Nach Angaben der Frankfurter Staatsanwaltschaft liegen mehrere Anzeigen gegen Romann vor.
Mitte Juni hatte dieser sich schon gegen den Vorwurf der Freiheitsberaubung verteidigt. Er habe Ali B. im Irak abgeholt, ohne diesen zu fesseln oder eine Form von Widerstand brechen zu müssen, beteuerte Romann vor dem Innenausschuss des Bundestages. Vielmehr habe der junge Iraker nicht einmal protestiert, als er von Beamten der nordirakisch-kurdischen Sicherheitskräfte ins Flugzeug hineingeführt und dort an Romann und die ihn begleitenden Vollzugsbeamten der Bundespolizei-Spezialeinheit GSG 9 übergeben worden sei. Erst nach der Ankunft am Flughafen Frankfurt habe auf dem Rollfeld die hessische Polizei mit Waffen und Handschellen gewartet.