Fahrradunfälle:Jeden zweiten Tag stirbt ein Radfahrer auf der Landstraße

Lesezeit: 2 Min.

Radwege auch auf Landstraßen würden mehr Sicherheit für die Radfahrer bewirken, sagt die Unfallforschung der Versicherer. (Foto: Jochen Tack/IMAGO)

Mehr Fahrradfahrer heißt auch mehr Fahrradunfälle – nicht nur in der Stadt, sondern auch auf dem Land, hat eine Studie nun ergeben. Wie kann man die Radler besser schützen?

Von Veronika Wulf

Dass Radfahren in der Stadt stressig und häufig auch gefährlich ist, ist bekannt. Doch auch außerhalb von Ortschaften ist es für Fahrradfahrer oft nicht sicher. In den vergangenen zehn Jahren ist die Zahl der Fahrradunfälle auf Landstraßen um knapp 30 Prozent gestiegen. Das hat nun die Unfallforschung der Versicherer (UDV) bekannt gegeben. In einer Studie hat diese Einrichtung des Gesamtverbands der Deutschen Versicherungswirtschaft knapp 10 000 schwere Unfälle betrachtet und 400 davon im Detail untersucht.

Demnach passieren 42 Prozent aller tödlichen Radunfälle außerhalb geschlossener Ortschaften. Im vergangenen Jahr gab es dort 2996 Schwerverletzte und 189 Tote. Oder anders gesagt: Jeden Tag werden auf Deutschlands Landstraßen acht Radler schwer verletzt, etwa jeden zweiten Tag stirbt einer.

„Das Hauptproblem ist, dass Radfahrende auf Landstraßen immer wieder übersehen werden“, wird UDV-Leiterin Kirstin Zeidler in der Pressemitteilung zur Studie zitiert. Denn der häufigste Grund für schwere Radunfälle außerorts ist, dass Autos mit Fahrrädern zusammenstoßen (41 Prozent). Und in mehr als der Hälfte dieser Fälle sind die Autofahrer auch schuld (59 Prozent).

Auffahrunfälle wegen Nässe, Dämmerung und Schatten von Bäumen

Oft fuhren diese bei schlechten Sichtverhältnissen, etwa wegen Nässe, Dämmerung und dem Schatten von Bäumen, von hinten auf die Radfahrer auf. „Schnelle Autos und ungeschützter Radverkehr gehören wegen der großen Geschwindigkeitsunterschiede nicht auf eine Fahrbahn“, so Zeidler. Auf Landstraßen gilt jedoch – anders als in Städten – nicht die Vorgabe, dass bei mehr als 50 Kilometern pro Stunde der Radverkehr getrennt vom Autoverkehr geleitet sein muss.

Auch an Kreuzungen kommt es der Studie zufolge häufig zu Zusammenstößen. Bei jenen mit tödlichem Ausgang sind die Radfahrer jedoch meist selbst Verursacher, beispielsweise weil sie einem Auto die Vorfahrt nehmen. Grund seien jedoch auch hier oft fehlende Sicherheitsmaßnahmen. Die UDV fordert deshalb mehr Radwege, die nur in eine Richtung befahrbar sind, Geschwindigkeitsbegrenzungen an schlecht einsehbaren Kreuzungen, mehr Ampeln, Übergänge und Unterführungen für Radfahrer und nicht zuletzt: mehr Rücksicht.

Jeder dritte schwere Radunfall auf Landstraßen passiert ohne weitere Beteiligte, etwa bei Stürzen durch Fahrfehler. Zwischen Unfällen mit Elektrofahrrad und klassischem Fahrrad konnte das Forscherteam keine strukturellen Unterschiede feststellen.

Der Straßenverkehr wird immer sicherer – nur nicht für Radfahrer

Die gestiegene Unfallzahl lässt sich zum Teil damit erklären, dass es insgesamt mehr Fahrradfahrer gibt. Doch eigentlich wird der Straßenverkehr immer sicherer – nur eben nicht für Radfahrer. Erst vergangene Woche hatte das Statistische Bundesamt einen Anstieg tödlicher Unfälle mit Radfahrern vermeldet: Seit 2010 sind diese um mehr als 17 Prozent gestiegen, während die Anzahl der Verkehrstoten insgesamt im selben Zeitraum um 22 Prozent zurückging.

Demnach ist der Verkehr vor allem innerhalb von Ortschaften gefährlich für Radfahrer und Fußgänger: Zwei Drittel der Verkehrstoten innerorts im vergangenen Jahr waren mit dem Fahrrad oder zu Fuß unterwegs.

Einer der wohl bekanntesten tödlichen Radunfälle auf Landstraßen in jüngster Zeit ereignete sich am 30. Januar. Der Fahrradaktivist Andreas Mandalka war mit seinem Mountainbike auf einer Landstraße im Nordschwarzwald unterwegs, als er von hinten von einem Auto angefahren wurde – obwohl Mandalka Helm und Warnweste trug. Es war ein besonders tragischer Unfall, denn Mandalka starb an dem, wovor er immer gewarnt hatte: Autofahrer, die keine Rücksicht nehmen oder Radfahrer übersehen. Er war ein bekannter Fahrradaktivist, der unter dem Namen Natenom auf Social Media nicht abgesicherte Fahrradwege anprangerte, unter anderem mit einem Abstandsmesser dokumentierte, wie Autos und Lkws zu nah überholen, und die Behörden unermüdlich dazu aufforderte, das Radfahren sicherer zu machen.

© SZ - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: