Fahndungserfolg nach zehn Jahren:Verdächtiger im Fall Dennis gesteht drei Morde

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"Der Mann hat exklusives Täterwissen": Ein 40-Jähriger hat nach seiner Verhaftung neben dem Mord an Dennis zwei weitere Morde an Jungen zugegeben. Er ist offenbar seit Jahren als Sexualstraftäter bekannt. Der gebürtige Bremer war bereits 2007 von der Soko Dennis überprüft worden - damals ohne greifbare Ergebnisse.

Der mutmaßliche Mörder des neunjährigen Dennis K. aus dem niedersächsischen Osterholz-Scharmbeck ist gefasst worden. "Der Mann hat exklusives Täterwissen präsentiert", sagte ein Sprecher der Polizei über den mutmaßlichen Täter.

Chronik
:Wie Dennis verschwand

Im September 2001 verschwindet der neunjährige Dennis aus einem Schullandheim in Wulsbüttel im Kreis Cuxhaven. Zehn Jahre suchte die Polizei nach dem Täter - bis heute.

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Es handele es sich bei dem Tatverdächtigen um einen 40-jährigen, groß gewachsenen Mann aus Norddeutschland. "Das äußere Erscheinungsbild entspricht dem der Beschreibung der Opfer vom großen Schwarzen Mann", sagte Martin Erftenbeck, Leiter der Soko Dennis.

Ein Profiler aus Bayern beschrieb den Verdächtigen näher: Bei dem Mann handele es sich um einen gebürtigen Bremer, der seit zehn Jahren in Hamburg lebte. Er sei seit seinem 21. Lebensjahr ledig gewesen - und so wenig sozialer Kontrolle unterworfen, hieß es weiter. Er sei in der Jugendbetreuung aktiv gewesen, zuletzt sei er in der Erwachsenenbildung in Hamburg tätig gewesen. Der Mann sei Lehramtsanwärter gewesen.

Zeugen hätten den Mann als "sozial unauffällig, nett, zurückhaltend und intelligent" beschrieben.

Die Fahnder hätten am Mittwoch die Wohnung des Tatverdächtigen in Hamburg durchsucht und offenbar belastendes Material gefunden. Darüber hinaus gebe es weitere Beweise. Später habe der Mann drei Morde zugegeben sowie weitere Fälle von Missbrauch. Die Ermittler prüfen nun, ob dem 40-Jährigen über das Geständnis hinausgehende Taten anzulasten sind.

Der entscheidende Hinweis auf den nun festgenommen Mann kam nun von einem früheren Missbrauchsopfer. Der Zeuge habe sich nach dem erneuten Fahndungsaufruf vor neun Wochen noch einmal bei der Polizei gemeldet, teilten die Ermittler mit. Dabei machte er Angaben, die auf die Spur des 40-Jährigen führten, der nach Angaben des niedersächsischen Justizministeriums Martin N. heißt.

Der Zeuge berichtete demnach, er sei mehrere Monate vor dem Missbrauch bei einer Jugendfreizeit von einem Betreuer in auffälliger Weise auf seine Wohnsituation angesprochen worden. Der Täter drang dann 1995 in das Haus des Jungen ein.

Am Donnerstagabend wurde Haftbefehl erlassen. Der Beschuldigte befindet sich nach Polizeiangaben in einem Gefängnis in Niedersachsen. Laut Staatsanwaltschaft soll der Prozess gegen den Mann noch in diesem Jahr beginnen.

Der Täter wurde bereits 2007 von der Soko Dennis überprüft - offenbar ohne greifbare Ergebnisse. Der Täter habe bei der Überprüfung gelogen und ausweichend geantwortet. Der Mann war bereits damals als Sexualstraftäter in Norddeutschland bekannt. Zu den Vorstrafen des Mannes machte die Polizei keine detaillierten Angaben.

Die Staatsanwaltschaft wirft dem Mann nun neben dem Mord an Dennis K. auch Morde an den Jungen Dennis R. und Stefan J. vor. Dennis R. war 1995 aus einem Zeltlager am Selker Noor (Kreis Schleswig-Flensburg) verschwunden. Jogger fanden später seine Leiche. Laut Anklagebehörde soll der Mann auch versucht haben, einen Achtjährigen aus demselben Schullandheim wie Dennis K. zu entführen.

Der Neunjährige Dennis K. war im September 2001 verschwunden und zwei Wochen später tot aufgefunden worden.

"Wir sind erleichert", sagte Uwe Jordan, Leiter der Polizei Verden zu dem Ermittlungserfolg. Aus ermittlungstaktischen Gründen könnten zu diesem Zeitpunkt keine weiteren Details bekanntgegeben werden.

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