Eigentlich sollte er nur seinen Sohn besuchen und danach schön brav zurückkehren ins Hochsicherheitsgefängnis Burg in Sachsen-Anhalt. Doch das tat ein Strafgefangener nicht. Der gewaltbereite Mann floh, seit Dienstag fehlt von ihm jede Spur.
Den Polizeiangaben zufolge nutzte der Mann den Besuch bei seinem sechs Jahre alten Sohn in Aschersleben (Salzlandkreis) zur Flucht: Zwei Justizvollzugsbeamte sollten ihn während seines Ausgangs beaufsichtigen, bei seinem Besuch in der Wohnung war der Mann nicht gefesselt. Nach einem Gang zur Toilette flüchtete er durch die Haustür. Dabei schloss er die Beamten ein - mit einem Schlüssel, der bereits in der Haustür steckte.
Zwar seien Hinweise aus der Bevölkerung zu möglichen Kontaktadressen des Flüchtigen eingegangen, aber darunter befänden sich keine Anhaltspunkte für seinen aktuellen Aufenthaltsort. Derzeit sind 20 Fahnder im Einsatz, die von Spezialisten des Landeskriminalamtes unterstützt werden. Auch eine bundesweite Fahndung wurde eingeleitet.
Der 36-Jährige, der seit Ende 2006 wegen Körperverletzung, Vergewaltigung und räuberischer Erpressung in mehreren Fällen im Gefängnis ist, muss noch bis April 2024 seine Haft absitzen. Anschließend ist eine Sicherungsverwahrung angeordnet.
Flucht bei fünftem Freigang
Nach Angaben des Justizministeriums war es das fünfte Mal, dass der Häftling das Gefängnis unter Aufsicht verließ. Bisher habe es keine Probleme gegeben, sagte eine Sprecherin. Die Besuche bei seiner Familie waren dem Mann im Rahmen einer Therapie erlaubt worden.
Diese Entscheidung wurde vom Bund der Strafvollzugsbediensteten (BSBD) scharf kritisiert: "Wenn man zu früh mit der Lockerung beginnt, dann liegen die Probleme auf dem Tisch", sagte der Bundesvorsitzende Anton Bachl. Der geflüchtete Straftäter habe wegen der noch lange andauernden Haft einen zu großen Anreiz zur Flucht gehabt. "Dafür ist die Strafe, die er abzusitzen hat, einfach zu groß", sagte Bachl.