Fährunglück vor Südkorea:Sturm bedroht Bergung von Opfern

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Hunderte Taucher suchen in der "Sewol" nach Opfern (Foto: AFP)

Mehr als 180 Leichen wurden bisher aus der gesunkenen Fähre "Sewol" gezogen. Doch die Bergung der Opfer ist schwierig, da viele Zugänge durch Trümmer versperrt sind. Nun könnte schlechtes Wetter die Arbeiten der Taucher zusätzlich behindern.

Im Wettlauf mit einem herannahenden Sturm haben Taucher weitere Leichen aus der vor Südkorea verunglückten Fähre "Sewol" geborgen. Die Zahl der bestätigten Opfer stieg auf mehr als 180, doch noch immer werden knapp 120 Passagiere vermisst. Allein aus einem Schlafsaal bargen Taucher in den vergangenen Tagen 48 tote Schüler mit angelegten Rettungswesten, wie der Einsatzleiter sagte. Er habe "keine Ahnung" wie lange der Bergungseinsatz noch dauern werde.

Die Küstenwache geht davon aus, dass schlechtes Wetter die Bergungsarbeiten am Wochenende weiter erschweren könnte. Ab Samstag werde mit "deutlich schlechterem" Wetter und stärkeren Strömungen gerechnet. Die Fähre "Sewol" war am Mittwoch vergangener Woche auf dem Weg zur Insel Jeju mit 476 Menschen an Bord gekentert und später gesunken. 174 Insassen konnten gerettet werden, darunter der Kapitän und zwei Drittel seiner Besatzung.

Trotz guten Wetters und nur schwacher Strömung konnten die Taucher im Schnitt bisher nur 30 Leichen pro Tag aus dem Wrack ziehen. Der Marineoffizier Kim Jin Hwang, der den Einsatz zur Bergung der Leichen leitet, verteidigte seine Mitarbeiter gegen Kritik von Angehörigen. Die Bergung der Leichen aus dem Wrack sei viel schwieriger, als sie zu finden, sagte Kim. Die Taucher könnten kaum länger als zehn Minuten am Stück im Wrack bleiben, viele Zugänge seien zudem durch Trümmer versperrt. Nur ein Drittel der Räume konnte bisher durchsucht werden. "Es ist sehr aufreibend", sagte Kim.

Der Ärger der Angehörigen der weiterhin vermissten Opfer brach sich am Donnerstagabend auch gewaltsam Bahn, als wütende Eltern in das Büro des Vizekommandeurs der Küstenwache, Choi Sang Hwan, auf der Insel Jindo eindrangen und ihn zum Hafen zerrten. Choi wurde gezwungen, zusammen mit dem Kommandeur der Küstenwache und dem Fischereiminister den Großteil der Nacht am Hafen auf dem Boden zu sitzen, während die Angehörigen sie beschimpften.

Die Angehörigen warfen ihnen vor, sie über die Rettungs- und Bergungsbemühungen von Anfang an belogen zu haben. Viele Eltern glauben, dass ihre Kinder zunächst in Lufteinschlüssen überlebt haben und noch am Leben sein könnten, hätten die Bergungsarbeiten nicht so lange gedauert. Bis die Taucher zu den ersten Leichen vordrangen, vergingen vier Tage.

US-Präsident Barack Obama sprach am Freitag am Rande seiner Asien-Reise Südkorea sein Mitgefühl aus und bot Hilfe an. Die Südkoreaner hätten einen "unglaublichen Verlust" erlitten, sagte Obama vor einem Treffen mit Präsidentin Park Geun Hye. Schweigend gedachten beide Staatsoberhäupter anschließend der Opfer. Als Zeichen der Solidarität überreichte Obama die US-Flagge, die am 16. April, dem Tag der Tragödie, über dem Weißen Haus wehte.

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