Süddeutsche Zeitung

Facebook-Panne:Der Bürgermeister und die Porno-Panne: "Ich wollte mich nur informieren"

  • Der Bürgermeister von Quickborn will mit einem Screenshot auf Facebook auf das Grundgesetz hinweisen.
  • Auf dem Bild sind aber auch Browser-Tabs mit Erwachsenenunterhaltung zu sehen.
  • Köppl sagt dazu, er habe eine Wissenslücke schließen wollen.

Von Oliver Klasen

Thomas Köppl, der Bürgermeister von Quickborn, einer 20 000 Einwohner-Stadt nördlich von Hamburg, arbeitet auch im Urlaub. Während er zur Erholung in Tirol weilte, setzte er sich kritisch mit der rechtspopulistischen AfD auseinander. Ist ja auch ein wichtiges Thema. Die AfD-ler stünden nicht mehr auf dem "Fundament des Grundgesetzes", schrieb Köppl. Zur Untermauerung seiner Aussage fertigte er einen Screenshot an. Zu sehen war ein Ausschnitt aus Artikel 3, dem Gleichheitsgrundsatz, eines der wichtigsten Grundrechte in der Verfassung.

Die Bild-Zeitung griff Köppls Post auf, interessierte sich aber ungerechterweise überhaupt nicht für den Inhalt, sondern nur für die Tabs, die - am oberen Rand des Bildes war das erkennbar - im Hintergrund geöffnet waren. Sie haben mit dem Grundgesetz nur sehr peripher zu tun. "German Slut Punished", "Punishment Porn Videos" und "BDSM Porn Videos".

Für die Spötter auf Facebook und Twitter ist der Bürgermeister natürlich ein Geschenk und dass seine Stadt den Namen Quickborn trägt, macht die Sache für ihn nicht besser, denn das reimt sich auf Klick-Porn und ... ach, lassen wir das.

Am Freitag erklärt sich Köppl in einem Facebook-Kommentar. Er berichtet, er habe im Skilift in Tirol zufällig ein paar junge Männer getroffen, sich sich über "BDSM" und die Seite "XHamster" unterhalten hätten. Da habe er sich eben informieren wollen. Offenbar war die Recherche erfolgreich.

"Ja, ich habe die betreffenden Seiten besucht. (...) Eine Gruppe junger Männer hat sich im Skilift ausführlich über BDSM unterhalten. Sorry, da war ich nicht so "up to Date" (...) Das nervt. Die Seite "Xhamster" (leicht zu merken) wurde öfter genannt. Auf meinem Zimmer angekommen, hab ich mich mal schlau machen wollen. Für die Filme war das Netz zu langsam. Wikipedia hat geklappt und "fifty shades of gray" war bei Wiki auch gut zur Erklärung. (...) Also wer sich informieren möchte, kann diese Seiten besuchen. Ich bin jetzt informiert. Wer es mag, kann bestimmt viel Spaß mit BDSM haben - ich finde es eher verstörend. (...) Falls ich erneut Informationsbedarf habe, werde ich wieder entsprechende Seiten öffnen, dass ist mir auch nicht peinlich."

Dem Hamburger Abendblatt sagte der Bürgermeister Köppl, dass es bei den Kommentaren im Netz "letztlich um Rufschädigung" gehe.

Trotzdem glaube er nicht, dass der Fauxpas im Bürgermeister-Wahlkampf gegen ihn verwendet werde. Die Opposition in Quickborn reagiert dem Bericht zufolge ziemlich gelassen. SPD-Parteivize Tom Lenuweit sagt: "Ich finde das eher lustig, jedenfalls nicht verwerflich. Auf den Wahlkampf wird das keine Auswirkungen haben. Es gibt ja genug Leute, die sich diese Seiten nicht nur aus Interesse, sondern aus Vergnügen anschauen."

Da könnte er recht haben.

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