Extremes Wetter in Europa:Heiß, heißer, am heißesten

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Viele Freibäder, wie hier in Düsseldorf, vermelden einen Ansturm an Besuchern in diesem Sommer. (Foto: dpa)

Freibäder in Deutschland vermelden Rekordzahlen, in Dänemark brennen Ferienhäuser und selbst im hitzegewöhnten Sevilla gilt Alarmstufe rot.

Berlin

In der Hauptstadt gab es dieses Jahr bereits Einlass-Stopps, um die Sicherheit der Badegäste nicht zu gefährden. Nun zeichnet sich ein neuer Rekord ab: Bis Ende Juli seien bereits 1,31 Millionen Gäste in 17 Schwimmbädern gezählt worden, teilten die Berliner Bäderbetriebe mit. Der bisherige Rekord liege bei 2,07 Millionen Badegästen im Jahr 2003.

Auch in Köln, Hamburg und Frankfurt, wo die Hitze täglich bis zu 20 000 Menschen in die Bäder treibt, melden rekordverdächtige Besucherzahlen. Der Geschäftsführer der Frankfurter Bäderbetriebe sagte, bis Anfang August seien rund 700 000 Eintrittskarten verkauft worden - das sind 46 Prozent mehr als im gleichen Zeitraum des Vorjahres.

Baden-Württemberg

Im Stausee Rötlen bei Ellwangen hat die Hitze zu einem massenhaften Fischsterben geführt. Unter Berufung auf den örtlichen Fischereiverein sprach die Polizei Aalen am Samstag von etwa 20 Tonnen Fisch im Wert von etwa 50 000 Euro, die aus dem aufgeheizten Wasser gezogen werden mussten. Feuerwehr und Technisches Hilfswerk (THW) seien seit Freitagabend im Einsatz, um das Wasser mit Pumpen umzuwälzen, um es abzukühlen und den Sauerstoffgehalt wieder zu erhöhen.

Sommer
:Sie sind der Meinung: Das war Hitze!

Auch früher gab es gelegentlich mal einen heißen Sommer. Was die Menschen dann zum Beispiel zum Einkaufen im Bikini verleitete, wie hier auf dem Viktualienmarkt in München.

Von Benedict Witzenberger

Hessen

Bad Nauheim, nördlich von Frankfurt war an diesem Samstag der heißeste Ort in Deutschland. Nach Angaben des Deutschen Wetterdienstes (DWD) wurden dort 37,1 Grad gemessen. Rang zwei der heißesten Orte Deutschlands belegten am Samstag Bad Mergentheim und Rheinau-Memprechtshofen in Baden-Württemberg mit jeweils 36,9 Grad. In Darmstadt und Frankfurt am Main zeigte das Thermometer laut DWD Spitzenwerte von jeweils 36,8 Grad an. Damit schwitzt Deutschland weiter, die Rekordtemperaturen vom Wochenanfang wurden aber nicht erreicht. Der bislang heißeste Tag dieses Sommers war der vergangene Dienstag. In Bernburg in Sachsen-Anhalt kletterten die Temperaturen auf 39,5 Grad. Bis zum Montag sollen einzelne Gewitter ein bisschen Abkühlung bringen - zumindest für ein paar Stunden. Vor allem in der Südosthälfte kann es teilweise kräftig regnen.

Niederrhein

Besonders kompliziert waren die Löscharbeiten bei einem Waldbrand am Niederrhein bei Staelen. Da in der Nähe Phosphorgranaten aus dem Zweiten Weltkrieg vermutet wurden, durfte die Feuerwehr vom Boden aus den Wald nicht betreten und auch der Hubschrauber musste seine Arbeit aus Sicherheitsgründen zwischenzeitlich unterbrechen. Der Kampfmittelbeseitigungsdienst habe jedoch nichts gefunden. Besondere Brisanz erhielt der Einsatz außerdem durch ein großes Reserve-Öl-Lager, das nur 450 Meter entfernt vom Brandort im angrenzenden niederländischen Gebiet steht. Ab dem Nachmittag fällte die Feuerwehr Bäume, damit auch Einsatzfahrzeuge den Brand bekämpfen konnten. Bis zum Samstagabend sollen die Flammen gelöscht sein.

Wien

Wegen der Hitze tragen Polizeihunde in Österreichs Hauptstadt derzeit Schuhe: Die zur Bewachung eines großen internationalen Beachvolleyball-Turniers eingesetzten Tiere werden mit speziellen Füßlingen ausgestattet, um ihre Pfoten vor Verbrennungen zu schützen. Schon seit 2008 gibt es die Füßlinge. In Wien herrschen am Samstag Lufttemperaturen von bis zu 34 Grad, der Sonne ausgesetzte Flächen können sich aber auf 50 Grad erwärmen.

Heißes Pflaster: In Wien tragen Polizeihunde jetzt Füßlinge gegen die Hitze. (Foto: dpa)

Dänemark

Im Norden des Landes sind in einer beliebten Ferienregion mehrere Sommerhäuser in Brand geraten. Eines davon sei komplett in Flammen aufgegangen, zwei bis drei weitere seien beschädigt, berichtete die Feuerwehr am Nachmittag. Erst nach mehreren Stunden hatten die Helfer das Feuer unter Kontrolle.

Das Unglück ereignete sich nahe des Ortes Blokhus an der Nordseeküste, etwa 40 Kilometer von Aalborg entfernt, in einer Gegend, die auch bei deutschen Touristen beliebt ist.

Sevilla

In Andalusien sind sie Hitze im August gewöhnt. Die 700 000-Einwohner-Stadt ist, vom Klimadiagramm her, die heißeste Großstadt in Europa. Dass das Thermometer hier im Hochsommer mehr als 40 Grad zeigt, ist normal. Doch die Bedingungen, die derzeit herrschen, stellen selbst die Einheimischen auf die Probe. "Sevilla, Alarmstufe rot wegen der Hitze" titelt die örtliche Zeitung Diario de Sevilla.

In Teilen der Regionen Sevilla und Córdoba werde die Temperatur am Samstag auf mehr als 45 Grad steigen, so die Meteorologen. Die Behörden warnen: Menschen sollten sich möglichst nicht über längere Zeit im Freien aufhalten. Insbesondere Alte, Kranke und Kinder sollten sich vor der Sonne schützen. Dass sich die Hitze in Andalusien derzeit so extrem anfühlt, liegt auch am Levante, einem aus Süden kommenden Wüstenwind. So ist es selbst am eigentlich kühlenden Meer unangenehm, weil einem ständig der heiße Sand ins Gesicht bläst.

Algarve

Das heiße und trockene Wetter hat in Portugal mehrere Waldbrände ausgelöst. Besonders kritisch ist die Lage im Hinterland der bei Touristen beliebten Algarve im Süden des Landes. Nahe der Stadt Monchique sind infolge eines Feuers 1000 Hektar Land zerstört worden. Mehr als 400 Feuerwehrleute kämpfen gegen die Flammen. Die Bewohner eines Dorfes wurden vorsichtshalber evakuiert.

Aufgrund der extremen Hitze von mehr als 45 Grad haben die Behörden vor mehreren Tagen einen Notfallplan in Kraft gesetzt, um schwere Waldbrände zu verhindern. Mehr als 10 000 Einsatzkräfte von Feuerwehren, Armee sowie Polizei halten sich bereit. Vorsorglich wurde Material zur Brandbekämpfung in besonders gefährdete Gebiete verlegt, um schneller reagieren zu können.

Frankreich

Wegen der aktuellen Hitze hat der staatliche französische Energiekonzern EDF zwei Atomreaktoren heruntergefahren. Die Maßnahmen beträfen die Reaktoren 1 des Kraftwerks Saint-Alban und 2 des Kraftwerks Bugey an der Rhône im Osten des Landes, wie das Unternehmen mitteilte. Das Atomkraftwerk in Fessenheim am Oberrhein musste aus demselben Grund seine Leistung drosseln. Hintergrund sind Bemühungen, die Wassertemperatur in den extrem aufgeheizten Gewässern nicht weiter steigen zu lassen.

Saarland

Die Stadt Saarbrücken verbietet ab sofort das Grillen in den Grünanlagen entlang der Saar und in den Grillhütten im Stadtwald. Wer weiß, wie wichtig dem Saarländer das Grillen ( eigentlich heißt es korrekt: schwenken) ist, ahnt, welch Einschnitt das für die Bevölkerung bedeutet.

Infolge der langanhaltenen Trockenheit könne es durch den Funkenflug beim Grillen schnell zu Bränden kommen, begründeten die Behörden ihre Entscheidung. Sobald es genügend geregnet habe und die Gefahr gebannt sei, werde das Verbot unverzüglich wieder aufgehoben.

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