Explosion in texanischer Düngemittelfabrik:Polizei spricht von bis zu 15 Toten

Bilder wie aus einem Kriegsgebiet, Szenen, die der Bürgermeister mit der Detonation einer Atombombe vergleicht: Bei einer schweren Explosion in einer Düngemittelfabrik im texanischen Städtchen West sind mehr als 100 Menschen verletzt worden. Bis zu 15 starben. Gebäude in der Umgebung stürzten ein, die Suche nach Verschütteten dauert an. Die halbe Stadt wurde evakuiert.

Bei einer Explosion in einer Düngemittelfabrik in West im US-Bundesstaat Texas sind Dutzende Menschen verletzt worden, mindestens zwei Personen starben. Wie viele Tote es gegeben hat, darüber gingen die Angaben in den Medien zunächst auseinander. Bei nächtlichen Presse-Briefings hieß es stets nur: Es gibt Tote. Wie viele sei jedoch unklar. Um fünf Uhr morgens sagt der Polizeisprecher Patrick Swanton, es habe zwischen fünf und 15 Tote gegeben. Fest steht inzwischen, dass auch mindestens 160 Menschen verletzt wurden. 50 bis 80 Wohnhäuser wurden zerstört. Die tatsächlichen Schäden dürften aber erst bei Tagesanbruch sichtbar werden.

Der Reporter des örtlichen CBS-Senders KEYE-TV, Adam Bennett, twittert Bilder aus der zerstörten Stadt. Sein Kollege Jason Allen veröffentlichet ein Bild, das in einem Haus nahe dem Explosionsort aufgenommen worden sein soll:

Fernsehbilder zeigen eine große Rauchwolke über der Fabrik in dem 2700-Einwohner-Städtchen West, das 30 Kilometer nördlich von Waco und 120 Kilometer südlich der Metropole Dallas liegt. Augenzeugenberichten zufolge soll die Explosion kilometerweit zu hören gewesen sein. Die US-Erdbebenbehörde USGS registrierte um 19:50 Uhr Erdstöße der Stärke 2,1 auf der Richterskala.

Gegen sechs Uhr am Mittwochabend brach nach jetzigem Stand der Ermittlungen ein Feuer aus. Die Ursache dafür sei noch völlig unklar, heißt es bei einer Presskonferenz in den frühen Morgenstunden. Ein krimineller Hintergrund werde ebenso untersucht wie ein möglicher technischer Defekt.

Als ein Düngemitteltank explodierte, seien daher bereits Feuerwehrleute am Unglücksort gewesen. Mehrere Einsatzkräfte werden Behördenangaben zufolge vermisst. Fernsehsender zeigten dieses Youtube-Video. Darauf ist das ursprüngliche Feuer zu sehen, das die Detonation in der Düngemittelfabrik vermutlich auslöste:

Behördensprecher Wilson berichtete, acht bis zehn Blocks der Kleinstadt seien evakuiert worden, "die halbe Stadt". Akute Gefahr könnte von einer Wetterfront ausgehen, die zu Sonnenaufgang starken Windböen von bis zu 100 Stundenkilometern bringen sollen.

Er zeigte sich erschüttert von dem, was er in der Stadt West gesehen hatte. "Es war gewaltig, genau wie im Irak. Da war ein Gebäude mit ungefähr 50 Wohneinheiten - es stand da wie ein Skelett", schilderte Wilson Journalisten die Lage. Auch Bürgermeister Tommy Muska verglich das Ausmaß der Zerstörung mit Kriegssituationen. "Es war, als wäre eine Atombombe eingeschlagen", sagte Muska. "Wir haben hier eine Menge Leute, die verletzt sind, und es gibt andere, von denen ich sicher bin, dass sie morgen nicht mehr da sind", sagte Muska.

In der Nacht - Texas ist im Verhältnis zur mitteleuropäischen Zeit sieben Stunden zurück - soll in den zerstörten Teilen der Stadt die Suchaktion nach Verschütteten fortgesetzt werden. Dem Lokalsender KWTX zufolge hätte es am Abend noch Berichte gegeben, wonach unter den Trümmern eines Wohnblocks mit 50 Apartments mehrere Menschen begraben worden seien, darunter zwei Kinder.

Das Feuer an sich ist unter Kontrolle, wegen giftiger Dämpfe können die Einsatzkräfte jedoch noch nicht bis zum Zentrum der Explosion vordringen. Wie gefährlich die freigesetzten Dämpfe genau sind, ist noch unklar. Ein großes Team von Einsatzkräften der nationalen Sicherheitsbehörde für Industrieunfälle (U.S. Chemical Safety and Hazard Investigation Board, CSB) ist unterwegs nach West, um die ausgetretenen Dämpfe genauer zu untersuchen. Als Vorsichtsmaßnahme wurden laut Polizei Strom und Gas in einigen Bereichen der Stadt abgestellt.

Befürchtet wird zudem, dass möglicherweise ein zweiter Düngemitteltank explodieren könnte. Über West wurde eine Flugverbotszone eingerichtet, da eine weitere Explosion Kleinflugzeuge zum Absturz bringen könnte.

Mehrere Menschen unter Trümmern verschüttet

Den Sicherheitsbehörden zufolge sind mehrere Menschen unter den Trümmern verschüttet. Berichten örtlicher Medien zufolge gerieten zudem mehrere Gebäude in Brand, darunter auch eine Schule. Ein benachbartes Seniorenheim wurde evakuiert, mehrere Bewohner wurden in Rollstühlen in Sicherheit gebracht. Die Verletzten wurden in umliegende Krankenhäuser gebracht. Zudem wurde auf einem nahegelegenen Sportplatz ein Erstversorgungszentrum eingerichtet.

Auf Twitter breiten sich Wellen der Hilfsbereitschaft aus. Ein Radiosender hat seine örtlichen Büroräume zum Sammelplatz für Lebensmittel, Decken und andere Hilfsgüter umfunktioniert. In digitale Listen tragen sich Anwohner ein, die Evakuierten eine vorläufige Bleibe anbieten wollen. Ein Mann bietet seine Fahrdienste an.

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