Experimentelle Medikamente gegen Ebola-Epidemie:Erkrankter Arzt aus den USA angeblich geheilt

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Monrovia: Liberianische Soldaten sichern den Stadtteil West Point ab, der wegen der Ebola-Epidemie unter Quarantäne steht. (Foto: AP)

Hat das experimentelle Mittel ZMapp ihn gerettet? Der US-Arzt, der sich in Westafrika mit dem Ebola-Virus angesteckt hat, ist angeblich geheilt. In Liberias Hauptstadt Monrovia ist es zu Zusammenstößen gekommen, nachdem Polizisten ein Stadtviertel abgeriegelt haben.

  • Ein in Liberia erkrankter Arzt aus den USA ist angeblich geheilt, nachdem er das experimentelle Mittel ZMapp erhalten hat.
  • In einem abgesperrten Stadtviertel von Liberias Hauptstadt Monrovia ist es zu Zusammenstößen zwischen wütenden Bewohnern und dem Militär gekommen.
  • Der gesamte Stadtteil West Point steht unter Quarantäne, seit am Wochenende Ebola-Patienten gewaltsam aus einer Isolierstation befreit wurden.
  • Mehr als 500 Menschen sind in Liberia bereits an der gefährlichen Viruserkrankung gestorben.
  • Es gibt neue Verdachtsfälle in den USA, Vietnam und Myanmar.

An Ebola erkrankter US-Arzt angeblich geheilt

Der vor drei Wochen mit einem Spezialflugzeug aus Liberia in die USA ausgeflogene Arzt soll von Ebola geheilt sein. Der Amerikaner soll noch am Donnerstag aus dem Krankenhaus entlassen werden, meldete CNN unter Berufung auf Quellen in der Klinik im US-Bundesstaat Georgia. Die Verantwortlichen im Krankenhaus wollen sich am Donnerstag zu dem Fall äußern. Der 33-Jährige war mit dem experimentellen Mittel "ZMapp" behandelt worden.

Der Arzt hatte in Liberia für eine christliche Hilfsorganisation Ebola-Patienten betreut. Dabei hatten er und eine 59 Jahre alte Nonne sich mit der gefährlichen Krankheit infiziert. Beide waren nacheinander mit einem Spezialflugzeug in den USA gebracht worden.

Soldaten sichern Stadtviertel in Monrovia ab

Mit Waffengewalt gegen die Seuche: In Liberias Hauptstadt Monrovia ist es zu Zusammenstößen zwischen wütenden Bewohnern und dem Militär gekommen. Im Stadtteil West Point, der wegen der Ebola-Epidemie unter Quarantäne gestellt wurde, protestierten Einwohner gegen die Maßnahmen der Regierung. Vier Menschen wurden verletzt, als Soldaten schossen und Tränengas einsetzten

Wegen der Ebola-Seuche, die Liberia besonders schwer getroffen hat, gilt in dem westafrikanischen Staat seit Mittwoch eine nächtliche Ausgangssperre. Zudem wurden zwei Stadtviertel - eins in der Hauptstadt Monrovia, ein anderes in Dolo Town in der Provinz Margibi - unter Quarantäne gestellt.

Ausgangssperre und Schließung von Freizeitzentren

Die liberianische Präsidentin Ellen Johnson Sirleaf hatte am Dienstagabend eine Ausgangssperre zwischen 21 Uhr und 6 Uhr verhängt. Außerdem ordnete sie die "Schließung aller Freizeitzentren und aller Videoklubs ab 18 Uhr" an.

Die Staatschefin beklagte, dass es in Liberia trotz Verhängung des Ausnahmezustands und weiterer Maßnahmen nicht gelinge, die Epidemie in den Griff zu bekommen. Verantwortlich dafür sei auch, dass die Bevölkerung die Seuche nach wie vor verleugne, dem Rat der Experten und Ärzte nicht folge und alle Warnungen der Regierung in den Wind schlage.

Geflohene Patienten könnten Virus weiter verbreitet haben

In der Nacht zum Sonntag hatten mit Messern und Knüppeln bewaffnete Angreifer eine Isolierstation in Monrovias Armenviertel West Point verwüstet und 17 Ebola-Patienten befreit. Sie leugneten die Epidemie und warfen Sirleaf vor, mit ihren Warnungen nur an internationale Hilfsgelder kommen zu wollen.

Die geflüchteten Patienten meldeten sich erst drei Tage später wieder in einem anderen Krankenhaus der Stadt. Die Behörden befürchten nun, dass sich zahlreiche weitere Bewohner von West Point mit dem Erreger angesteckt haben und stellten deshalb den gesamten Stadtteil mit seinen 75 000 Einwohnern unter Quarantäne.

Die Bewohner von West Point traf die Maßnahme völlig unvorbereitet. Als sie aufwachten, war ihr Viertel von Soldaten und Polizisten in Kampfmontur abgeriegelt. Nach Angaben von Augenzeugen schleuderten aufgebrachte Einwohner Steine auf die schwer bewaffneten Soldaten und Polizisten. Andere beschwerten sich im Radio, dass sich die Preise in den Geschäften über Nacht verdoppelt hätten.

Neue Verdachtsfälle in den USA, Vietnam und Myanmar

Die USA, Vietnam und Myanmar meldeten unterdessen weitere Verdachtsfälle. Bei Verdachtsfällen in Deutschland und Österreich gab es hingegen Entwarnung.

Eine Frau, die nach einem Schwächeanfall in einem Berliner Jobcenter mit hohem Fieber in die Charité eingeliefert worden war, litt nach Klinikangaben unter einer Malaria-Infektion. Alle Tests auf Ebola verliefen demnach negativ. Auch bei einem jungen Nigerianer, der sich am Mittwoch an Bord eines Air-France-Fluges von Lagos nach Paris befand, wurde Entwarnung gegeben. Das teilte das französische Gesundheitsministerium mit.

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Wo sich die Ebola-Epidemie ausbreitet

Liberia ist nach jüngsten Angaben der Weltgesundheitsorganisation (WHO) mit bislang 576 Toten am schwersten von der Ebola-Epidemie betroffen. Allein am Wochenende registrierte die Organisation in Liberia 95 Ebola-Tote. In Westafrika starben demnach insgesamt 1350 Menschen, mehr als 2400 wurden infiziert.

Die WHO erklärte die Epidemie bereits vor Tagen zum Gesundheitsnotfall und ließ den Einsatz noch nicht erprobter Medikamente und Impfstoffe in den betroffenen Ländern zu.

Das Ebola-Virus war zunächst zu Jahresbeginn in Guinea aufgetaucht, im Grenzgebiet zwischen Sierra Leone und Liberia. Es verbreitete sich rasch in den beiden Nachbarstaaten und erreichte schließlich Nigeria.

Der Erreger löst Fieber und innere Blutungen aus, was in vielen Fällen zum Tod führt. Von Mensch zu Mensch überträgt sich das Virus durch Körperflüssigkeiten.

© Süddeutsche.de/AFP/dpa/Reuters/sks - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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