Exekutionen in den USA:Giftmangel - Ohio setzt Hinrichtungen für zwei Jahre aus

  • Der verurteilte Mörder Dennis McGuire wand sich im Januar 2014 minutenlang in Krämpfen, ehe er starb.
  • Nach dieser besonders qualvollen Exekution verbot Ohio den neuen Giftcocktail.
  • Da ein geeigneter Ersatz nicht aufgetrieben werden konnte, wird die Vollstreckung von zwölf Todesurteilen aufgeschoben.

Vollstreckung von Todesurteilen verschoben

Wegen Engpässen bei Giftcocktails wird der US-Bundesstaat Ohio bis 2017 keine Todesurteile mehr vollstrecken. Die Termine für die Hinrichtungen von zwölf Häftlingen wurden durch einen Erlass von Gouverneur John Kasich auf unbestimmte Zeit verschoben, teilte die Strafvollzugsbehörde mit.

In dem Staat sind Medikamentenbestände für Hinrichtungen zur Neige gegangen. Die Bemühungen um neue Lieferungen schlugen bislang fehl - darunter der Versuch, Chemikalien aus dem Ausland zu importieren. Die Verschiebung der Hinrichtungstermine seien nötig, um den Strafvollzugsbehörden mehr Zeit zu geben, teilte das zuständige Amt mit. In der Zwischenzeit bemühe man sich allerdings darum, alle juristischen Mittel auszuschöpfen, um die gerichtlich angeordneten Exekutionen zu einem späteren Zeitpunkt umsetzen zu können.

Exekution im Januar 2014 wurde zur Tortur

Für das Jahr 2016 waren eigentlich elf Exekution geplant, für Anfang 2017 eine weitere Hinrichtung. Durch die Verschiebungen wird mit den Exekutionen von 25 Todeskandidaten nun ab Januar 2017 begonnen, bis August 2019 sollen die Todesurteile vollstreckt sein.

In Ohio war zuletzt im Januar 2014 der verurteilte Mörder Dennis McGuire hingerichtet worden. Schon damals hatte es an dem normalerweise eingesetzten Gift gemangelt. Die Exekution geriet nach dem Einsatz zweier neuer Medikamente zu einer 24 Minuten langen Tortur. Der Bundesstaat stoppte daraufhin die Nutzung der Giftkombination und kündigte eine Rückkehr zu zwei früher verwendeten Medikamenten für Hinrichtungen an. Doch aktuell hat der Staat keine der Mittel auf Lager.

Eines der Gifte, Thiopental, wird nicht länger von Firmen hergestellt, die eine Lizenz der US-Zulassungsbehörde FDA haben. Das andere, Pentobarbital, wurde von Pharmakonzernen für den Einsatz bei Exekutionen gesperrt. Zwar versuchte sich Ohio daraufhin mit einer Bundesimportlizenz für Lieferungen aus dem Ausland zu behelfen. Doch die FDA beschied dem Bundesstaat, dass eine solche Aktion illegal sei.

Gift-Engpässe in mehreren Bundesstaaten

Ohio ist nur einer von etlichen US-Staaten, denen die Beschaffung der Medikamente für Giftspritzen Mühe bereitet, seitdem europäische Konzerne sich gegen deren Verwendung bei Hinrichtungen wehren. Vergangene Woche kündigte die Generalstaatsanwaltschaft in Oklahoma an, Exekutionen bis zum kommenden Jahr auszusetzen. Ihr Büro müsse erst prüfen, wieso der Staat bei einer Giftspritzeninjektion im Januar das falsche Mittel nutzte.

Anfang Oktober stoppte ein Richter in Arkansas die bevorstehende Hinrichtung von acht Todeskandidaten. Sie hatten gegen ein neues Gesetz geklagt, durch das der Staat jegliche Informationen über Herkunft und Vertrieb der Exekutionsmedikamente zurückhalten konnte. In Virginia wurde am 1. Oktober der verurteilte Serienmörder Alfredo Prieto hingerichtet, doch erst nachdem man vom Strafvollzug in Texas Pentobarbital bezogen hatte. Woher das Mittel kam, wollte Texas nicht kommentieren.

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