Starchirurg Christoph Broelsch hat seine Haftstrafe angetreten: Anderthalb Jahre nach seiner Verurteilung zu drei Jahren Freiheitsstrafe vor dem Essener Landgericht beginnt nun das Leben hinter Gittern. Seit dem 10. Oktober bewohnt Broelsch, ehemaliger Leibarzt von Johannes Rau, eine Zelle in der Justizvollzugsanstalt Bielefeld. Das bestätigte jetzt deren Leiter Uwe Nelle-Cornelsen.
In der Werkstatt der Justizvollzugsanstalt Bielefeld-Brackwede entstehen Holzlokomotiven, Engel und Krippen für den Knastladen. Über ein geschicktes Paar Chirurgen-Hände werden sich die Insassen sicher freuen.
(Foto: dpa)Offenbar hat der Ex-Chirurg Angst vor Langeweile. Der 67-Jährige müsse aufgrund seines Alters nicht mehr arbeiten, der prominente Transplantationsmediziner habe aber um eine Beschäftigung in der Tischlerei der Haftanstalt gebeten.
Das Essener Landgericht hatte es als erwiesen angesehen, dass der renommierte Professor Patienten versprochen hatte, sie gegen "freiwillige Spenden" frühzeitig und persönlich zu behandeln. Die Richter verurteilten den Mediziner im März 2010 wegen Steuerhinterziehung, Bestechlichkeit, Nötigung und Betrugs zu drei Jahren Haft. Eine Revision vor dem Bundesgerichtshof scheiterte.
Derzeit läuft am Essener Landgericht noch ein Gnadengesuch, das der Dortmunder Jurist Michael Balke eingereicht hat. Er ist ein ehemaliger Patient und offenbar zufrieden mit seiner Behandlung durch den Skandalmediziner. Doch vorerst muss sich Broelsch auf eine Zeit im Gefängnis einstellen: Zunächst soll jetzt ein Vollzugsplan erstellt werden, sagte Nelle-Cornelsen. Später könne über einen offenen Vollzug in der Nähe von Düsseldorf entschieden werden.