Zwischen 22 Uhr abends und sechs Uhr morgens durfte die Frau ihre Wohnung nicht verlassen. Zudem wurde ihr untersagt, außerhalb ihrer Wohnung ein Feuerzeug, Streichhölzer oder ein Messer mit sich zu führen. Einmal in der Woche musste sie sich bei ihrem Bewährungshelfer melden - und ständig eine elektronische Fußfessel tragen. Am Ende erwiesen sich all diese Maßnahmen, gedacht, um die langjährige Sicherungsverwahrte nach der Freilassung Ende November von erneuten Straftaten abzuhalten, als: wirkungslos.
Bereits Mitte Dezember soll die heute 47-Jährige - unter anderem verurteilt wegen Brandstiftung und schweren Raubes - ihre elektronische Fußfessel zerstört haben und untergetaucht sein. Nach Angaben der Polizei in Ravensburg schnitt sie den Befestigungsriemen einfach durch. "Es ist nicht so, dass es eine Eisenkugel ist", sagte ein Sprecher.
In der Nacht zum Montag soll sie dann in Baienfurt nahe Ravensburg einen Supermarkt in Brand gesteckt haben. Dabei wurde ein Mitarbeiter leicht verletzt, es entstand ein Sachschaden in sechsstelliger Höhe. Beamte machten die Frau anschließend in einer anderen Gemeinde ausfindig und konnten sie nach längeren Verhandlungen festnehmen. Zuvor hatte sie sich verschanzt, die Polizisten mit einem Messer bedroht und mit einer Flasche nach ihnen geworfen.
"Knall auf Fall entlassen"
Die überstürzte Freilassung der Frau nach mehr als 14 Jahren Haft hatte für Kritik gesorgt. Zwischen dem Urteil des Landgerichts Ellwangen, das ihre Entlassung anordnete, und dem Entlassungstag lagen gerade einmal drei Wochen. Mehrere Gutachter attestierten der 47-Jährigen, sie sei aufgrund der hohen Reizabschirmung in der Haft nicht mehr gewöhnt, mit alltäglichen Provokationen umzugehen. Mit hoher Wahrscheinlichkeit werde sie unter Stress wieder Straftaten begehen.
In Deutschland sitzen derzeit knapp 60 Männer in Sicherungsverwahrung, aber nur drei Frauen. Dass die ehemalige Sicherungsverwahrte nun erneut straffällig wurde, kommentierte ein Polizeisprecher mit den Worten: "Das, was alle befürchtet haben, ist eingetreten." Die Frau sei "eine tickende Zeitbombe".
Im Gespräch mit SZ.de sagte der Anwalt der 47-Jährigen, Adam Ahmed, die jüngsten Ereignisse hingen sicherlich auch mit der schlechten Vorbereitung seiner Mandantin auf ein Leben in Freiheit zusammen. Ihrem Anwalt gegenüber gab die Frau demnach an, ihre Fußfessel habe nicht richtig funktioniert, deshalb habe sie sie entfernt. Der jetzt ausgestellte Haftbefehl bezieht sich vorerst nur auf einen Verstoß gegen die Bewährungsauflagen (das Tragen einer elektronischen Fußfessel).
In einer Vernehmung hat die 47-Jährige die Tat nach Polizeiangaben aber bereits eingeräumt. Die Ermittler prüfen nun, ob sie noch für weitere Straftaten verantwortlich ist. Die Frau kam in eine Justizvollzugsanstalt.