Urteil am Landgericht Essen:Totgeglaubter Ex-Schalke-Spieler muss fast vier Jahre ins Gefängnis

Fussball: A Junioren Bundesliga 03/04

Hiannick K. (obere Reihe rechts neben dem Trainer), der früher in der Jugendmannschaft von FC Schalke 04 spielte, muss nun für fast vier Jahre ins Gefängnis.

(Foto: Christof Koepsel/Bongarts/Getty Images)

Der frühere Fußballer und seine Frau sollen im Kongo den Unfalltod des Mannes fingiert haben, um an 1,2 Millionen Euro aus einer kurz zuvor abgeschlossenen Risikolebensversicherung zu kommen.

Von Jana Stegemann

Der totgeglaubte Ex-Schalke-Spieler Hiannick K. und seine Ehefrau Christina von G. sind wegen schweren Betrugs vom Landgericht Essen zu Haftstrafen von drei Jahren und zehn Monaten verurteilt worden. Gegen K. wurde zudem ein Haftbefehl erlassen, der jedoch unter Auflagen ausgesetzt ist: Der 35-Jährige muss seinen kongolesischen Pass abgegeben und sich bis zum Antritt der Haftstrafe regelmäßig bei der Polizei melden.

Das Gericht ist davon überzeugt, dass das Ehepaar den Tod K.s im Kongo fingierte, damit seine 41-jährige Frau die 1,2 Millionen Euro aus einer Risikolebensversicherung kassieren konnte. Die Frau hatte zudem noch 100 000 Euro aus der Unfallkasse von K.s Arbeitgeber Evonik erhalten. Im Marler Evonik-Werk hatte K. nach dem Ende seiner Fußballerkarriere bis zu seinem angeblichen Tod sieben Jahre als Chemikant gearbeitet. Eigentlich hatten beide in 2015 eine deutlich höhere Versicherungssumme über vier Millionen Euro abschließen wollen, die Versicherung Provinzial hatte dies jedoch abgelehnt.

Arbeitskollegen sammelten Geld für die vermeintliche Witwe

Einige Monate vor K.s vermeintlichen Tod schlossen beide daher eine Versicherung über 600 000 Euro ab, die sich im Falle eines Unfalltodes verdoppelt. Anfang 2016 hatten Freunde und Arbeitskollegen dann die traurige Nachricht erreicht: Hiannick K. sei nach einem Verkehrsunfall in seiner Heimat Kongo ums Leben gekommen. Die Bestürzung war groß, K. war in der nordrhein-westfälischen Fußballszene bekannt, sogar Manuel Neuer kondolierte. Mit dem heutigen Nationalmannschaftskapitän hatte K. damals in der Jugendmannschaft vom FC Schalke 04 trainiert. Auch unter Arbeitskollegen soll er so beliebt gewesen sein, dass diese sogar Geld für seine angebliche Witwe gesammelt hatten.

Christina von G. hatte kurz nach K.s angeblichen Ableben alle erforderlichen Versicherungsunterlagen eingereicht inklusive Unfallskizze und Sterbeurkunde aus dem Kongo - und Ende 2016 1,2 Millionen Euro Versicherungssumme ausgeschüttet bekommen. Die Provinzial hatte sogar noch einen Detektiv in den Kongo geschickt, doch die von Christina von G. eingereichten Papiere waren von der deutschen Botschaft als echt bestätigt worden. Für die Provinzial war der Fall also abgeschlossen.

K. gab an, verschleppt worden zu sein

Doch Anfang 2018 meldete sich K. in der deutschen Botschaft in Kinshasa und erzählte, dass seine Mutter und seine Ehefrau ihn in den Dschungel verschleppen ließen, um die Versicherungssumme zu kassieren. Ihm seien Papiere, Bargeld und Handy abgenommen worden. Er habe sich zwei Jahre lang durch den Dschungel zurück in die kongolesische Hauptstadt durchgeschlagen. Mit Hilfe der deutschen Botschaft und seines Arbeitgebers Evonik war K. Ostern 2020 wieder nach Deutschland zurückgekehrt. Seitdem arbeitete er wieder in seinem alten Job als Anlagenführer im Marler Evonik-Werk.

Im Prozess hatten beide Angeklagten geschwiegen, das Gericht hatte für die Beweisaufnahme zahlreiche Zeugen gehört, darunter einen Botschaftsmitarbeiter aus dem Kongo, K.s langjährigen Betriebsleiter, Freunde von K. und seinen Zahnarzt sowie Versicherungsexperten.

Das Urteil ist noch nicht rechtskräftig.

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