Ex-IWF-Chef als Werbeikone:Chips-Spot parodiert Fall Strauss-Kahn

Lesezeit: 2 min

Die Vergewaltigungsvorwürfe gegen Dominique Strauss-Kahn haben einen griechischen Chips-Hersteller zu einem eher zweifelhaften Spot inspiriert: In einem Hotelzimmer fällt ein 60-Jähriger im Bademantel über ein Zimmermädchen her.

Die Vergewaltigungsvorwürfe gegen den zurückgetretenen IWF-Chef Dominique Strauss-Kahn haben die Werbebranche im schuldengeplagten Griechenland zu einem eher geschmacklosen Spot inspiriert: Mit einer Szene, in der ein 60-Jähriger im Bademantel auf ein Zimmermädchen in einem Hotel losgeht, wird neuerdings Fernsehreklame für Kartoffelchips gemacht.

Das Ziel des Angreifers, der von einem landesweit bekannten Komiker gespielt wird, ist jedoch nicht die Angestellte, deren Rolle das einstige Sexsymbol Vana Barba übernommen hat. Vielmehr ist sein Hunger auf die Chips so groß, dass er das Model kurzerhand überrennt und niederwirft. Als sich die Überrumpelte schließlich befreien kann, baut sie sich vor der Kamera auf - stolz, die Chips verteidigt zu haben. Davon werde er "doch nicht essen", sagt sie und benutzt dabei den griechischen Ausdruck "troskan", was sich ähnlich anhört wie Strauss-Kahn.

Angesichts der harten Sparmaßnahmen in Griechenland hatten zuvor bereits Gegner der Haushaltskonsolidierung in einem Slogan auf den Fall Strauss-Kahn Bezug genommen. "Das Zimmermädchen hat sich gewehrt", gaben sie ihrer Regierung für die Verhandlungen mit der Europäischen Union und dem Internationalen Währungsfonds als Rat mit auf den Weg.

Unterdessen nehmen die Anwälte des zurückgetretenen Chefs des Internationalen Währungsfonds (IWF) offenbar das mutmaßliche Opfer von Strauss-Kahn ins Visier. Wie die Nachrichtenagentur AFP erfahren haben will, beantragte die Verteidigung Zugang zu Beweismitteln der Staatsanwaltschaft. Dabei verlange sie eine Reihe von Auskünften, mit der sie die Glaubwürdigkeit des 32-jährigen Zimmermädchens untergraben könnten.

Das mutmaßliche Opfer, eine aus Westafrika stammende alleinerziehende Mutter, wird in dem Antrag wohl nicht ausdrücklich genannt. Die Anfragen von Strauss-Kahns Verteidigern deuteten aber klar auf die Frau hin. So wollten die Anwälte von der Staatsanwaltschaft wissen, ob irgendein Belastungszeuge Schwierigkeiten mit den Einwanderungsbehörden habe. Außerdem interessiert die Verteidigung offenbar, ob Zeugen "physische oder psychische Probleme" hätten, unter "emotionalen Störungen" litten oder gar von Drogen oder Alkohol abhängig seien. Schließlich werde gefragt, ob ein Zeuge jemals über eine Zivilklage eine Entschädigung habe erstreiten wollen.

"Blut, Haare, Fasern"

Strauss-Kahn wird zur Last gelegt, das Zimmermädchen Mitte Mai in einem New Yorker Luxushotel massiv sexuell angegriffen zu haben. Der derzeit in Manhattan unter Hausarrest stehende Franzose weist die Vorwürfe zurück und plädierte in einer Anhörung auf "nicht schuldig". Die Verteidigung versucht offenbar, die Geschehnisse als einvernehmlichen Sex darzustellen.

Das Vorgehen von Strauss-Kahns Anwälten ist normaler Teil des Strafverfahrens in den USA. Anders als in Deutschland ermittelt die Staatsanwaltschaft nicht in beide Richtungen und prüft damit auch nicht die mögliche Unschuld des Angeklagten. Im US-System sammeln Anklage und Verteidigung vor Beginn der Hauptverhandlung Informationen und Beweise für ihre Version der Geschehnisse, von der sie später die Geschworenen überzeugen müssen. Dabei können sie Einsicht in die Beweislage der jeweils anderen Seite beantragen.

In Schreiben verlangen Strauss-Kahns Anwälte angeblich auch Zugriff auf Aufzeichnungen von Überwachungskameras, Kleidungsstücke des Angeklagten sowie andere Beweismittel mit "Blut, Haaren, Fasern und weiteren Substanzen, die DNS enthalten könnten". Zugleich fordern sie offenbar, dass die Staatsanwaltschaft gewisse "vertrauliche" Nachrichten von Strauss-Kahns Handy und iPad nicht verwenden dürfe.

© AFP/afis - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: