Knox' Ex-Geliebter gibt erstes Interview:"Wir brauchen einander"

Vor drei Wochen wurden Amanda Knox und ihr früherer Freund Raffaele Sollecito aus der Haft entlassen. Nun hat der 27-Jährige der italienischen Presse erstmals ein Interview gegeben - und den Wunsch geäußert, seine Ex-Freundin so schnell wie möglich wiederzusehen.

Violetta Simon

Vier Jahre saß Amanda Knox in einem italienischen Gefängnis, ehe ein Berufungsgericht die US-Studentin Anfang Oktober freisprach. Knox war 2009 wegen Mordes an ihrer britischen Mitbewohnerin Meredith Kercher zu 26 Jahren Haft verurteilt worden. Auch ihr damaliger Freund Raffaele Sollecito, der wegen Mittäterschaft zu 25 Jahren Haft verurteilt worden war, kam in zweiter Instanz frei. Jetzt hat der 27-Jährige der italienischen Presse erstmals ein Interview gegeben.

Knox' Ex-Geliebter gibt erstes Interview: Die Beziehung von Raffaele Sollecito und Amanda Knox endete mit der Inhaftierung des Italieners und der US-Amerikanerin.

Die Beziehung von Raffaele Sollecito und Amanda Knox endete mit der Inhaftierung des Italieners und der US-Amerikanerin.

(Foto: AFP)

Offenbar will Sollecito seine Beziehung zu Knox wieder aufnehmen. "Wir brauchen einander", erzählte der Apulier dem Wochenmagazin oggi. Der Informatikstudent plant, die Einladung der Familie Knox anzunehmen und seine Ex-Freundin noch vor Weihnachten in Seattle zu besuchen: "Ich will sie wiedersehen, mit ihr sprechen und ihr in die Augen sehen."

Kurz nach der Haftentlassung hatten die Amerikanerin und der Italiener zunächst noch keinen Kontakt. "Ich weiß nicht, ob ihnen danach ist, zu telefonieren", zitierte das Blatt Amandas Vater Curt Knox in einem früheren Bericht. Aber er wisse, dass auch Raffaele jetzt erst einmal so viel Zeit wie möglich mit seiner Familie verbringen wolle.

Wie aus dem Interview hervorgeht, haben die beiden inzwischen jedoch regen Kontakt. "Wir telefonieren oder schreiben uns täglich", verriet Sollecito. Auf diese Weise könnten sie versuchen zu verstehen, was passiert sei und zugleich nach vorne blicken "in eine Zukunft, die für immer zerstört schien und die wir nun wiederaufbauen können". Sie hätten sich so viel zu sagen nach diesen vier Jahren in einer Hölle, "die uns vernichtet, unsagbares Leid über uns gebracht, unser Leben ruiniert hat."

Ein Mantel als Symbol des Unrechts

Dem italienischen Magazin zufolge war Sollecito zum Interview in einem grauen, mit Fell gefüttertem Wintermantel erschienen. Es ist derselbe Mantel, den er Amanda Knox in jener kalten Nacht des 3. November 2007 um die Schultern gelegt hatte, als die Spurensicherung das Reihenhaus in der Via della Pergola durchstöberte und die Pressefotografen die ersten Bilder schossen.

Amandas Verteidiger hatte stets kritisiert, dass von Anfang an immer nur in eine Richtung ermittelt worden sei. Unter anderem hatte sich das Gericht auf die Aussage des Inhabers eines kleinen Supermarktes in Perugia gestützt, der behauptete, Amanda Knox habe am Morgen nach der Ermordung von Meredith sehr früh bei ihm ein Bleichmittel gekauft - laut Anklage ein Indiz für ihre Schuld. Wie der Zeuge außerdem erklärte, habe die Angeklagte einen grauen Mantel getragen.

In Wirklichkeit, erklärt Sollecito dem Magazin, habe Amanda niemals einen Mantel besessen. "Sie hasst Mäntel". Stattdessen, so vermute er, habe sich die Erinnerung an das Foto von der Mordnacht, auf dem Knox in Sollecitos Mantel zu sehen sei, mit seiner Erinnerung an den nächsten Morgen vermischt. Dem Magazin zufolge habe Sollecito diesen Mantel unbedingt zu dem Gespräch mit dem Reporter tragen wollen, da das Kleidungsstück nicht nur Teil der Beweisführung war, sondern für ihn zu einem Symbol geworden sei: "Es erzählt von der Schlampigkeit, mit der die Untersuchungen geführt wurden".

Amanda Knox äußerte sich bislang nicht öffentlich zu den emotionalen Bekundungen ihres Ex-Freundes. Auch wenn in den Medien die ersten Spekulationen über ein neues Aufflammen der einstigen Liebe kursieren - bisher gibt es keine konkreten Hinweise auf eine Fortsetzung. Wie auch immer sich die Beziehung der Amerikanerin zu dem Italiener entwickelt - die Ereignisse dieser einen Nacht im November 2007 werden sie für immer aneinander binden.

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