Prozess in Essen:Bande soll mit falschem Geldtransporter Millionen erbeutet haben

Gefälschter Geldtransporter einer Bande, die in Essen 2019 vor Gericht steht

Das ist der Transporter, mit dem die Bande das Geld erbeutet haben soll.

(Foto: Polizei)
  • In Essen stehen mehrere Männer vor Gericht, die mit einem gefälschten Geldtransporter eine Millionenbeute gemacht haben sollen.
  • Zuvor sollen die Männer Geld aus echten Transportern gestohlen haben.
  • Einer der Täter versorgte den Ermittlern nach seine Komplizen mit Insiderwissen aus einer echten Sicherheitsfirma.

Ein Geldtransporter zu überfallen ist heutzutage ein äußerst schwieriges Unterfangen. Die Wagen sind mit Hightech ausgerüstet, Satelliten überwachen jede Bewegung des Autos, das mit dickem Stahl gepanzert ist. Und dennoch kann es gelingen. In Nordrhein-Westfalen soll eine Bande Millionenbeträge aus Geldtransportern gestohlen haben, in dem sie Schlüssel nachgemacht und Codes geknackt hat.

Nach Auffassung der Staatsanwaltschaft dachten sich die Männer offenbar jedoch, dass die ganze Sache auch noch einfacher gehen könnte. Denn anstatt in einen weiteren Geldtransporter einzusteigen, gaben sie sich selbst als einer aus - und erbeuteten so bei einem Supermarkt 1,8 Millionen Euro.

Das Personal der Zentrale einer Supermarkkette händigte den Dieben im Dezember vor zwei Jahren die Einnahmen freiwillig aus, weil eigentlich alles aussah, wie immer. Vor der Zentrale hielt ein Geldtransporter, auf dem der Name der Sicherheitsfirma stand, mit dem das Geschäft seit Jahren zusammenarbeitet. Auch die Uniform der Männer war dem Supermarktpersonal bestens bekannt. Doch das Gefährt war eben kein richtiger Geldtransporter, sondern eine "perfekte Kopie", wie die Lokalzeitung Westfälische Nachrichten damals berichtete. Aber das fiel erst auf, als die Diebe mit der Beute längst abgehauen waren. Wenige Minuten nach dem Coup kamen die echten Geldboten vorgefahren.

Insgesamt sieben Männer sind in Essen nun angeklagt, vier von ihnen sollen an der Geldtransporter-Tat beteiligt gewesen sein. Einer der aus Deutschland, Spanien, Pakistan und Guinea stammenden Angeklagten soll als Mitarbeiter einer echten Sicherheitsfirma Insiderwissen gehabt und so dafür gesorgt haben, dass die Bande auch wusste, wie die Abläufe bei einer Geldabholung sind, um so das Supermarktpersonal noch besser täuschen zu können. Der 45-Jährige räumte dies zum Prozessauftakt ein. "Die Vorwürfe treffen zu", erklärte sein Anwalt.

"Das war schon fast hollywoodreif", sagte der Anwalt am Rande des Prozesses außerdem. Ziel sei es gewesen, mit "Cleverness hohe Beute" zu machen. "Alles war minuziös geplant und durchdacht."

Die Polizei wandte sich in dem Fall auch über die ZDF-Sendung "Aktenzeichen XY" an die Öffentlichkeit und bekam so mehrere Hinweise. Neben dem gefälschten Geldtransporter geht es in dem Prozess um Überfälle, Diebstahl und illegale Waffen. Auch Drogen fanden die Ermittler bei ihren Durchsuchungen, bei denen die zudem hochwertige Autos sicherstellten. Die Gesamtbeute der Männer soll sich auf fast drei Millionen Euro belaufen.

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