Essen: Ex-Chefarzt Broelsch verurteilt:Geschäft mit der Todesangst

Haftstrafe für den einstigen Star-Chirurgen Christoph Broelsch: Weil er die Not todkranker Patienten ausnutzte, muss der frühere Leibarzt des verstorbenen Bundespräsidenten Rau für drei Jahre ins Gefängnis.

Der Chirurg Christoph Broelsch ist vom Landgericht Essen zu einer Haftstrafe von drei Jahren verurteilt worden. Nach Ansicht der Richter hat sich der frühere Chefarzt des Essener Universitätsklinikums der Steuerhinterziehung, der Bestechlichkeit, der Nötigung und des Betruges schuldig gemacht.

Zwischen 2002 und 2007 habe der Transplantationsmediziner Broelsch unter anderem von 30 todkranken Krebspatienten die Zahlung "freiwilliger Spenden" an die Uniklinik gefordert. Nur dann hätten die Patienten damit rechnen können, frühzeitig und vor allem durch ihn persönlich behandelt zu werden.

Broelsch galt jahrelang als Star-Chirurg. Er war auch der Leibarzt des verstorbenen Bundespräsidenten Johannes Rau.

Die Staatsanwaltschaft hatte für Broelsch eine vierjährige Haftstrafe und drei Jahre Berufsverbot gefordert, sein Verteidiger hatte dagegen auf Freispruch plädiert. Broelsch selbst wies die Vorwürfe noch in seinem Schlusswort entschieden zurück.

n der Urteilsbegründung bezeichneten die Richter das Verhalten des Angeklagten als stellenweise "absolut unerträglich". Sie führten aus, die meisten Patienten seien über das Ansinnen des Chefarztes zwar schockiert gewesen. Trotzdem hätten sie in der Hoffnung auf Genesung die Zahlungen in Höhe von bis zu 10.000 Euro geleistet.

Einem Patienten soll der Professor dabei klar gemacht haben: "Ich brauche die Knete aber vor der Operation." In einem anderen Fall soll sich Broelsch bereit erklärt haben, die Spende von 10.000 Euro in zwei Raten zu teilen. Dabei soll er gesagt haben, die zweiten 5000 Euro würden aber auch dann fällig, "wenn der Patient auf dem Tisch bleibt".

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