Getränkekreation Oleato:Kaffeetrinker, macht euch auf etwas gefasst

Lesezeit: 2 Min.

Der Tag beginnt leichter mit einer Tasse Kaffee. (Foto: Nicolas Armer/dpa)

Starbucks-Milliardär Howard Schultz hat mal wieder eine Idee für die Italiener und mixt zwei Nationalstöffchen: Kaffee und Olivenöl. Ob das Erfolg hat?

Von Marc Beise

Wenn Howard Schultz in Italien unterwegs ist, dann können sich Kaffeetrinker auf etwas gefasst machen. So brachte der im Kaffeegeschäft tätige US-Marketingmanager schon 1983 von einem Messebesuch in Mailand die Idee mit, italienische Kaffeekunst an die amerikanische Westküste zu verpflanzen. Sein erstes Kaffeehaus "Il Giornale" in Seattle soll nach dem Vorbild italienischer Bars gestaltet gewesen sein, wobei schon der Name auf einen Irrtum deuten könnte. Denn die Referenz zur Zeitung weist ja doch eher auf einen Ort zum Sitzen und Lesen hin - was ja gerade nicht das ist, was eine italienische Bar traditioneller Prägung ausmacht, wo man an der Theke die minimale, köstliche, schwarze Essenz in zwei, drei Schlückchen wegnippt, vielleicht mit etwas Gebäck dazu, dabei ein paar Worte wechselt und dann wieder auf und davon ist.

Wie dagegen Schultz sich das Leben im Kaffeehaus vorstellt, kann man heute in rund 30 000 Cafés in 75 Ländern sehen, die alle Starbucks heißen, alle wie Starbucks aussehen und alle nach demselben Prinzip funktionieren. Gut funktionieren, muss man ja sagen, jedenfalls in Seattle, Shanghai, Berlin oder München - aber halt vielleicht eben nicht in Rom oder Neapel.

Was Schultz am Morgen trinkt, sollen auch die Italiener trinken

Schultz hat denn auch lange gezögert, ehe er dazu anhub, den Meistern des Kaffeegenusses das Konzept eines Kaffeetempels im amerikanischen Stil nahezubringen. 2018 wurde mit großem Tamtam in Mailand der erste Starbucks eröffnet. Aus dem raschen Siegeszug mit 300 Filialen wurde erst mal nichts - aber es kam ja auch die Corona-Zeit.

Jetzt war Schultz wieder in Italien und hat aus Sizilien eine neue Idee mitgebracht. Warum nicht einfach zwei Nationalstöffchen mixen, die bisher niemand so gemixt hat: Kaffee und Olivenöl. So habe er selbst den Tag in Sizilien begonnen, ließ er kundtun, und so sollen ihn jetzt die Italiener fortsetzen. In Mailand bietet Starbucks seit dieser Woche, die ja auch die Mode-Woche war, den Oleato an, eine Wortkreation aus oliva, Olive, und oliato, also geölt. Erhältlich in fünf Formaten, mit Milch und ohne, warm oder kalt. Bei Starbucks sagen sie, das sei der große Knaller. Schmecke süßer, umschmeichle den Gaumen, wirke nach. Nun weiß man als Freund des Olivenöls, dass der edle Saft für alles und jedes taugt, auch zum Backen, Einreiben oder als morgendliche Starthilfe, pur. Und ist die Kaffeebohne nicht auch ölig?

Kann sein, dass es funktioniert. Aber nicht in Italien

Also ein erster Selbstversuch, vorurteilsfrei und ergebnisoffen. Ja, ein bisschen geschmeidiger wird der Espresso, aber er verliert doch an Charakteristik. Deutlicher im Urteil die natürlich nicht repräsentative Umfrage in Roms Traditionsviertel Trastevere: durchweg blankes Entsetzen. Kein einziger Barista hat bisher von diesem Mailänder Experiment gehört, und es will eigentlich auch niemand Details wissen. Stattdessen eine Gebärde des Abscheus. Wer macht das? Starbucks? Aha.

Mailand ist für Starbucks nur eine Station. Von Kalifornien aus soll der Oleato in diesem Jahr nach Japan gehen, in den Nahen Osten und nach Großbritannien. Kann sein, dass das funktioniert. Für Italien wird es wohl eher heißen: Kann man machen. Sollte man aber lassen.

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