Erstflug des A380:"Absolut perfekt"

Lesezeit: 2 min

Die Testpiloten sind begeistert: Der Flug des Luftgiganten verlief so, wie er sein sollte. Doch wer steuerte den A380 heute eigentlich?

Der Jungfernflug des Supervogels A380 war für die Testpiloten Claude Lelaie (58) und Jacques Rosay (55) ein Moment, den es zu "entdramatisieren" galt.

"Wir steuern eine vierstrahlige Maschine, Punkt", sagte Lelaie im Vorfeld eher beiläufig. Aus dem Cockpit meldete sich Rosay dann am Mittwoch immerhin mit der vergleichsweise enthusiastischen Durchsage zu Wort, der Start sei "absolut perfekt" verlaufen.

Die Testpiloten in ihren orangenen Overalls wollten nicht als Helden dastehen. Sie verwiesen pflichtschuldigst darauf, dass ihr Team auch noch drei Bordingenieure und einen Techniker umfasst.

Mit zusammen 113 Lebensjahren und 24.000 Flugstunden bilden Lelaie und Rosay ein ausgefuchstes Team. Lelaie war bei den Erstflügen des A319 und A340-600 dabei, Rosay beim A319 und A340-500.

Riskantere Tests kommen erst später

"Ein Erstflug ist immer eine neue Phase", erläuterte Rosay bei den letzten Vorbereitungen auf dem Rollfeld des Flughafens Toulouse-Blagnac.

Zum Jungfernflug erwartete er "einen Tag der Überraschungen - aber nicht unbedingt der spekatulären Art". Seit Wochen liefen die Vorbereitungen, zuletzt Beschleunigungs- und Bremstests. Airbus setzte alles daran, das Risiko zu verringern.

"Heikle Tests", etwa das Simulieren von Triebwerkschäden, kommen erst im weiteren Testprogramm dran, wie Lelaie erläutert.

Schon mit 17 Jahren erwarb Lelaie einen Privatflugschein, mit 23 wurde er zum Luftwaffenpiloten. Aber sein Werdegang beschränkt sich nicht auf die aktive Fliegerei. Vielmehr legte er an der Eliteschule Ecole Polytechnique ein Ingenieursdiplom ab und verbrachte etliche Jahre als Flugversuchsingenieur beim französischen Militär.

Beim Unternehmen Microturbo beteiligte er sich in den 80er Jahren an der Entwicklung eines zweistrahligen Leichtflugzeugs. Erst 1988 sattelte er an der Empire Test Pilot School im englischen Boscombe Down eine Ausbildung zum Testpiloten drauf, seither ist er bei Airbus unter Vertrag. Seine ausgezeichneten Kenntnisse der Aerodynamik nutzt Lelaie auch beim Kunstflug - etwa bei Flugschauen mit der Staffel "Les Porthos".

Lelaies Kompagnon Jacques Rosay war sieben Jahre lang Bomberpilot bei der französischen Luftwaffe, bevor er 1982 in die Position des Cheftestpiloten am Flugversuchszentrum Istres aufrückte. An der Erprobung von fast 150 verschiedenen Militär- und Zivilflugzeugen hat er seither mitgewirkt.

Seit 1995 steht er in Diensten des europäischen Flugzeugbauers in Toulouse. Airbus setzte ihn seit den ersten Vorstudien als Projektpilot für den neuen Supervogel A380 ein. Mit seinen 10.000 Flugstunden Erfahrung beteiligte er sich maßgeblich an der Ausgestaltung des Cockpits für den A380.

Komplettiert wird die sechsköpfige Jungfernflug-Crew vom deutschen Bordingenieur Manfred Birnfeld, dessen spanischen und französischen Kollegen Fernando Alonso und Jacky Joye sowie dem französischen Bordmechaniker Gérard Desbois.

Bevor der A380 als absolut flugtauglich gelten kann, sind nach dem Jungfernflug noch weitere 2200 bis 2500 Teststunden mit insgesamt fünf Maschinen angesetzt.

Wie beim Jungfernflug wollten sich Rosay und Lelaie die Aufgaben brüderlich teilen - mal übernimmt der eine das Kommando, mal der andere.

© sueddeutsche.de - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite
Jetzt entdecken

Gutscheine: