Süddeutsche Zeitung

Erster Weltkrieg:Legendenumwobenes Weltkriegs-U-Boot entdeckt

Lesezeit: 2 min

Ein britisches Schiff stößt im Ersten Weltkrieg auf ein deutsches U-Boot, die Besatzung ergibt sich kampflos. Mysteriöse Umstände sollen zur Kapitulation geführt haben.

Ein deutsches U-Boot liefert sich im Ersten Weltkrieg einen erbitterten Kampf mit einem Seemonster in der Irischen See, kann sich im letzten Moment noch aus dem eisernen Griff des Ungeheuers befreien - und wird dann von der britischen Marine versenkt. So zumindest die Darstellung des deutschen Kapitäns des Bootes, Kapitänleutnant Günther Krech. Ein britisches Unternehmen will das sagenumwobene Wrack, UB-85, nun gefunden haben.

Die Firma Scottish Power teilt mit, dass das U-Boot zufällig bei der Verlegung eines Seekabels auf dem Meeresgrund entdeckt worden sei. Auf Bildern einer Sonarkamera sind deutlich die Umrisse eines U-Boots zu erkennen. Das Unternehmen beruft sich auf einen Experten, nach dessen Einschätzung die Form auf ein deutsches Modell schließen lasse. Es könne sich dabei um UB-85 handeln, das unter mysteriösen Umständen - zumindest, wenn man dem Kapitän glaubt - am 30. April 1918 gesunken war.

Ein Seemonster mit riesigem Kopf und scharfen Zähnen

Krechs Erzählungen zufolge ereignete sich in der betreffenden Nacht Folgendes: Das U-Boot der deutschen Flotte tauchte vor der britischen Küste an die Oberfläche. Plötzlich begann am Steuerbord das Wasser zu schäumen. Die Crew sah nach - und fand sich im Kampf mit einem Seemonster wieder.

Einen riesigen Kopf soll das Ungeheuer gehabt haben, mit gigantischen Augen. Angeblich glänzten im Mondschein die scharfen Zähne furchterregend. Die 34 Mann starke Besatzung feuerte los. Natürlich mit Erfolg - und befreite das U-Boot aus dem Griff des Monsters. UB-85 war durch den Kampf aber so stark beschädigt, dass der Crew nichts anderes übrig blieb, als an der Oberfläche auf Rettung zu warten, im schlimmsten Fall eben durch den Feind.

Ein britischer Archäologe zweifelt die Geschichte des Kapitäns an

Die Besatzung des britischen Patrouillenbootes Coreopsis konnte ihr Glück damals kaum fassen, als sie das deutsche U-Boot an der Meeresoberfläche entdeckte. Die deutschen U-Boote waren im Ersten Weltkrieg gefürchtet, man sah die unsichtbaren Killer nicht kommen. Also nutzten die britischen Soldaten ihre Chance und beschossen das Boot. Als sich die deutsche Crew ohne Gegenwehr ergab und UB-85 sank, waren die Briten völlig verblüfft.

Der britische Archäologe Innes McCartney, der bei der Identifizierung des Wracks geholfen hat, will die Version des deutschen Kapitäns nicht so recht glauben. Seiner Meinung nach viel wahrscheinlicher: Die Besatzung des U-Bootes habe, als sie die Briten kommen sah, blitzschnell versucht, wieder abzutauchen. Das habe nicht funktioniert: "Sie konnten nichts anderes mehr tun, als sich zu ergeben", sagte er dem Nachrichtensender BBC.

Bis der Werftstempel am Wrack gefunden werde, könne man zwar noch nichts Endgültiges sagen, so der Archäologe weiter. Aber womöglich zeichne sich eine Lösung des Rätsels um UB-85 ab. Der Experte verweist auf die Möglichkeit eines mechanischen Fehlers als Grund für die Schwierigkeiten des U-Bootes. Auch eine Ursache, die sich weniger leicht erklären lasse, sei möglich. Von einem Seemonster ist allerdings nicht mehr die Rede.

Bestens informiert mit SZ Plus – 4 Wochen kostenlos zur Probe lesen. Jetzt bestellen unter: www.sz.de/szplus-testen

URL:
www.sz.de/1.3214070
Copyright:
Süddeutsche Zeitung Digitale Medien GmbH / Süddeutsche Zeitung GmbH
Quelle:
SZ.de/dpa/vbol
Jegliche Veröffentlichung und nicht-private Nutzung exklusiv über Süddeutsche Zeitung Content. Bitte senden Sie Ihre Nutzungsanfrage an syndication@sueddeutsche.de.