Erste Ermittlungsergebnisse:Brand in Backnang wohl versehentlich ausgelöst

Ein Versehen statt eines technischen Effekts: Drei Wochen nach dem Brand im baden-württembergischen Backnang haben Ermittler erste Untersuchungsergebnisse präsentiert. Sie gehen von einem Unfall aus.

Entgegen ersten Annahmen ist die Brandkatastrophe in Backnang, bei der acht Menschen starben, wohl unabsichtlich ausgelöst worden. Neuen Erkenntnissen der Ermittler zufolge lösten die Bewohner das Feuer wahrscheinlich aus Versehen selbst aus.

"Es gibt Anhaltspunkte für eigenes Verschulden der Großmutter", sagte der Leiter der Kriminalpolizei Waiblingen, Thomas Schöllhammer. In der Familie sei viel geraucht worden. Das Feuer sei im Bereich der Schlafcouch der Großmutter ausgebrochen. Die Frau äußere sich gegenüber den Ermittlern nicht zum Hergang.

Das hätten auch Sachverständige des Forensischen Instituts Zürich bestätigt, sagte der Leiter der Stuttgarter Staatsanwaltschaft, Siegfried Mahler. Ein zunächst vermuteter technischer Defekt könne ausgeschlossen werden.

Bei dem Feuer im baden-württembergischen Backnang waren am 10.März eine aus der Türkei stammende 40-Jährige und sieben ihrer zehn Kinder ums Leben gekommen. Die Großmutter, ein Sohn der Frau sowie dessen Onkel konnten sich aus dem brennenden Gebäude retten. Die Großmutter war noch am Tag nach der Brandnacht zur Unglücksstelle zurückgekehrt.

Unter anderem hatte die Polizei einen Holzofen - die einzige Heizquelle in der maroden Wohnung - sowie elektrische Leitungen als mögliche Brandursache in Betracht gezogen. Bekannte und Verwandte hatten den schlechten Zustand der Stromleitungen beklagt.

Die Opfer waren zur Bestattung in die Türkei überführt und dort erneut obduziert worden.

Von türkischer Seite hatte es unter anderem Kritik daran gegeben, dass die Polizei ziemlich schnell einen fremdenfeindlichen Anschlag ausgeschlossen hatte. So hatte der türkische Vizeministerpräsident Bekir Bozdag getwittert: "Von Deutschland erwarten wir, den wahren Grund des Brandes ohne Platz für Zweifel aufzuklären und der Öffentlichkeit mitzuteilen".

Der Vorsitzende der türkischen Gemeinde in Deutschland, Kenan Kolat, forderte in der Mittwochsausgabe des Kölner Stadt-Anzeigers, in solchen Fällen solle grundsätzlich von einem rechtsradikalen Hintergrund ausgegangen werden. Hintergrund für Kolats Aussage war ein Feuer in einem Kölner Mehrfamilienhaus mit zwei Toten am Wochenende. Die Brandursache dort ist auch noch ungeklärt, doch seit kurzem steht fest, dass es keine Hinweise auf Brandbeschleuniger gibt. Ausgeschlossen werden könne Brandstiftung dennoch nicht, so die Ermittler.

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